Der Name tönt hebräisch. Doch ist Serafe nichts Alttestamentarisches, sondern die Abkürzung einer spröden Funktionsbezeichnung: Schweizerische Erhebungsstelle für die Radio- und Fernsehabgabe. Seit Jahresbeginn zieht die Firma bei den dreieinhalb Millionen Zahlungspflichtigen die Rundfunkgebühr ein.

Mit holprigem Start: Hunderte Adressen kamen durcheinander. Chef Werner Krauer hat Besserung gelobt. Und im Blick gesagt: «Ich bin zuversichtlich, dass wir nicht zu einer der unbeliebtesten Firmen im Land werden.»

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Serafes Beliebtheit ist unbekannt – auffällig ist dafür die abenteuerliche Unternehmensführung. Chef Krauer bekleidet gleichzeitig das Amt des Verwaltungsratspräsidenten. Diese aus der Mode gekommene Doppelfunktion kennt man noch aus der Start-up-Szene und von Konzernkönigen wie Peter Brabeck (Nestlé), Ernst Tanner (Lindt & Sprüngli) oder Jens Alder (Alpiq). Das Modell widerspricht heutigen Vorstellungen der Unternehmensleitung.

Eine gewagte Konstellation

Noch bemerkenswerter verhält es sich mit den zwei Heynens: Im Verwaltungsrat sitzt, seit Anbeginn, Kommunikationsfachfrau Cornelia Heynen. Ein Jahr später stiess ein Geschäftsleitungsmitglied als Chief Communications Officer hinzu – Heynens Ehemann Erich Heynen. Eine gewagte Konstellation für den Betrieb, der von Steuergeldern lebt.

Eine solche personelle Verflechtung wäre bei einem Staatsbetrieb jedenfalls kaum denkbar. Die Corporate-Governance-Regeln des Bundes sind eindeutig – auch für Private mit öffentlichem Auftrag. «Die Organe verselbständigter Einheiten sind grundsätzlich voneinander personell unabhängig», lautet der dritte Leitsatz.

Auf Nachfrage betont Erich Heynen, dass die Serafe AG ihren Verwaltungsrat nach den unterschiedlichen Kompetenzen bestellt, mit denen sich die einzelnen Mitglieder aktiv ins Mandat einbringen. «Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) wird von Serafe über die Zusammensetzung und die Erweiterungen des Verwaltungsrats jeweils informiert.» Bei Werner Krauers Doppelrolle handle es sich um eine Übergangslösung – Krauer sei nur ad interim CEO, nachdem der 
Vertrag seines Vorgängers nach der Probezeit nicht verlängert wurde.

Bund: Serafe entscheidet selber

Vom Bakom heisst es, man sei nicht für die Corporate Governance der Vertragspartner zuständig: «Die Mitglieder des Verwaltungsrats der Serafe AG müssen vom Bakom nicht genehmigt werden. Es ist an der Serafe AG zu entscheiden, ob die zur Wahl stehenden Personen die Anforderungen erfüllen», teilt ein Sprecher mit. Das Bundesamt übe lediglich die Rolle als Finanzaufsicht aus sowie als Rekursinstanz für erstinstanzliche Verfügungen der Erhebungsstelle.

2017 hatte Serafe bei der Ausschreibung die Billag ausgestochen und den 123-Millionen-Auftrag an Land gezogen. Auch Heynen sagte zu Jahresbeginn auf Radio SRF: «Wir werden alles daransetzen, dass wir nicht eine unbeliebte Firma werden.» Das sollte machbar sein – immerhin hat die 26-Personen-Bude mit Heynen & Heynen gleich zwei Kommunikationsprofis an Bord. 

Dieser Artikel wurde zuerst im Wirtschaftsressort des «Blick» veröffentlicht.