Kaum ein anderer Schweizer Unternehmer würde eine so quere Aussage machen wie Thomas Köberl: «Wir haben uns das Wachstum nie auf die Fahne geschrieben.» Dies sagt er so ganz beiläufig, wie wenn es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre. Und weist auch so ganz nebenbei darauf hin, dass die Firma seit der Gründung 1985 permanent gewachsen ist. Köberl ist einer der drei Initiatoren und Marketingchef von Abacus Research im St. Galler Vorort Kronbühl. Dort, am Hauptsitz hinter einer Hightech-Glasfassade, tüftelt die heute 160-köpfige Abacus-Crew permanent an der Perfektionierung ihres originären Produkts, der erfolgreichsten, weil leistungfähigsten und benutzerfreundlichsten Standard-BusinessSoftware für KMU. Nichts mehr und nichts weniger ist das ambitiöse Ziel von Abacus Research.

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Der Erfolg bestätigt die Ambitionen. Die Firma ist mittlerweile Branchenleader bei den ERP-Systemen. Das Enterprise Resource Planning (ERP) besteht aus 14 Modulen, die alle Unternehmensbereiche abdecken, von der Auftragsbearbeitung mit PPS über die Finanz- und Lohnbuchhaltung bis zur Kostenrechnung und Adressverwaltung mit elektronischer Archivierung und E-Business-Modulen.

Abacus kommt gemäss einer Umfrage der Fachhochschule Nordwestschweiz beim ERP auf einen Marktanteil von rund 16 Prozent, während die Nummer zwei, der Software-Riese SAP, knapp 6 Prozent abdeckt. Bei der Lohnbuchhaltung liegt Abacus an vorderster Stelle und erreicht bei den KMU mit 10 bis 250 Mitarbeitern einen Marktanteil von 25 Prozent. Monat für Monat werden quer durch die Schweiz 700 000 Löhne mit Abacus abgerechnet, und 22 Prozent der Firmen in diesem Segment nutzen die Finanzsoftware. Insgesamt setzen 30 000 Anwender über 60 000 Abacus-Programme ein. «Herz, Seele und Motor der Firma ist Claudio Hintermann», sagt Köberl. HSG-Absolvent Hintermann war es, der 1984 mit seinem Studienkollegen Eliano Ramelli eine neue Software für die Finanzbuchhaltung entwickelte, die allen anderen Applikationen auf dem Markt überlegen war. «Wir hatten», sagt Köberl rückblickend, «schon vor der Firmengründung ein Produkt auf dem Markt.»

Köberl stiess als dritter Partner zum Team. Mit einem Startkapital von 50 000 Franken, das ihnen der Treuhänder Georges Winkler zur Verfügung stellte, gründeten sie in einer Studentenwohnung die Abacus. Von Businessplänen hielten sie nicht viel. Rückblickend sagt Köberl, dass sie mit viel Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen seien. Damals, Mitte der achtziger Jahre, verlagerte sich die Software-Entwicklung von Grosssystemen hin zu PC-Lösungen. Abacus stiess mit Erfolg in die entstehende Marktlücke vor.

«Wir verkaufen unsere Produkte nicht selbst», sagt Köberl, «wir wollten uns von Beginn weg auf unsere Kernkompetenz konzentrieren.» Die rund 3000 Software-pakete, die Abacus pro Jahr absetzt, werden über Partner vertrieben – so auch von bekannten Treuhändern wie der OBT, der BDO Visura oder PricewaterhouseCoopers. 50 Prozent der Mitarbeiter sind in der Software-Entwicklung tätig, und ein Drittel arbeitet im Bereich Support und Schulung. Leiter der Applikationsentwicklung ist Daniel Senn, der 1991 zum Führungsteam stiess. Für jedes der 14 Module der Business-Software ist eine Gruppe aus drei bis zwölf Programmierern zuständig. Die Gruppenchefs sind über eine Provision am Absatz ihres Produkts beteiligt und damit hoch motiviert, ihr Softwaremodul permanent zu verbessern.

Fast alle Lizenzen werden in der Schweiz abgesetzt. Dennoch ist die Abacus-Software weltumspannend präsent. Alle Schweizer Botschaften im Ausland setzen die Finanz- und Debitorenbuchhaltung der Ostschweizer Softwareschmiede ein. Jetzt will die Firma indessen die Auslandexpansion forcieren. Deutschland wurde als Zukunftsmarkt definiert. Erste Softwarepakete sind im Nachbarland im Einsatz – eines davon in einem Fertigungsbetrieb. Andere Nachbarländer sind derzeit nicht im Visier. Business-Software ist ein doch sehr länderspezifisches Produkt.

Innovation ist für Abacus eine permanente Aufgabe. Die Supportverträge enthalten ein jährliches Release, mit dem die Software auf den neusten Stand gebracht wird. «Die Kunden haben so immer das neuste Produkt», sagt Köberl. Aber auch Neuentwicklungen stehen stets auf dem Programm. Dazu hat Claudio Hintermann als strategischer Entwicklungschef ein eigenes Team formiert. Abacus war auch an der Entwicklung der digitalen Signatur der Schweizerischen Post beteiligt und hat schon 2004 die Programmversion Digital ERP vorgestellt. Damit lassen sich Rechnungen, Lieferscheine und andere Dokumente in digitaler Form erstellen, verschicken und automatisch weiterverarbeiten.

Abacus will beim technologischen Wandel zuvorderst dabei sein. Innert nützlicher Frist sind drei Herausforderungen zu bewältigen: Zum Ersten muss die künftige Software plattformunabhängig sein. Was heisst, dass sie möglichst auf allen Betriebssystemen eingesetzt werden kann. Zum Zweiten kommt das internettaugliche Softwaremodul. Die Version 2007.1 von Abacus wird demnächst ediert. Pilotversionen laufen schon bei Treuhandfirmen. Und zum Dritten soll die Realisierung des Projekts SaaS (Software as a Service) forciert werden. In naher Zukunft werden die Firmen die Software nicht mehr nur kaufen, sondern auch mieten können.

Abacus Research

Firmenname: Abacus Research
Hauptsitz: Kronbühl SG
Umsatz: 30 Millionen Franken (Schätzung)
Mitarbeiter: 160
Produktion: Schweiz
Exporte: marginal
Produkte: Standard-Business-Software