Am 7. Januar wurde das schlimmstmögliche Szenario Wirklichkeit: In einem Quartier mitten in der Stadt Zürich fiel der Strom aus – Bauarbeiter hatten ein Hauptkabel gekappt. Am Tag zuvor war in einem anderen Quartier das Gleiche geschehen. Der Transformator in einem Unterwerk hatte ein Blackout.

Ein Horror für viele Unternehmen. Selbst ein kurzer Stromunterbruch kann für Firmen, die grosse Datenmengen verarbeiten, zu enormen Verlusten führen. Nicht auszudenken auch die Folgen, wenn zum Beispiel in einem Spital die Herz-Lungen-Maschine ausfiele.

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Die Versorgungssicherheit zu garantieren, hat sich die Tessiner Firma Newave zur Aufgabe gemacht. Sie produziert in Quartino, mitten in der Magadinoebene, Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV). Doch Strom kann nicht nur ausfallen; zuweilen treten auch Spannungsschwankungen auf, die an sensiblen Higtechapparaten Schäden verursachen können.

Um dies zu vermeiden, wird zwischen die Stromquelle und den Computer eine USV-Anlage geschaltet. Diese wandelt den Wechselstrom aus der Steckdose mittels Gleichrichter in Gleichstrom um, der eine Batterie speist. Eine zweite Komponente, das Herz der Anlage, wandelt den Gleichstrom in sauberen Wechselstrom zurück. Bei einem Stromausfall übernimmt die Batterie die Versorgung. Sollte die USV-Anlage selbst ausfallen, sorgt eine Überbrückung, ein sogenannter elektronischer Bypass, für eine direkte Netzversorgung. Die USV-Anlagen von Newave lassen sich dank modularem Aufbau einfach ausbauen und warten. Sie finden sich nicht nur in Rechenzentren – gebraucht werden sie auch in der Industrie, der Telekombranche, im Gesundheits- und im Transportwesen.

Newave, die ihre Hightechanlagen inklusive des Designs selbst entwickelt, montiert und prüft, ist in Europa einer der Marktführer. Die Komponenten lässt sie nach eigenen Plänen von Zulieferern fertigen. Gegründet wurde die Firma 1993 von den beiden Ingenieuren Vllaznim Xhiha und Filippo Marbach. Damals waren USV-Anlagen übergewichtige Monster, die bis zu mehrere hundert Kilo auf die Waage brachten. Hauptgrund dafür war der Transformator, der für die damalige Technologie unabdingbar war. Er war gross, schwer und ein Energieverschwender. Die beiden Newave-Gründer, die schon zuvor in der Branche tätig gewesen waren, hatten die Idee, den Markt mit einer ganz neuen Anlage zu versorgen, die ohne Transformator auskommen sollte. Es ging darum, den Wirkungsgrad zu erhöhen und kleine, kompakte Anlagen zu bauen. «Dies verlangte der Markt», sagt Newave-CEO Xhiha.

In jener Zeit schrieb sich Newave auch bereits das bis heute gültige Firmenmotto auf die Fahne: «Environmentally Friendly Power Protection», umweltfreundlicher Energieversorgungsschutz. Bisher hat Newave rund 25 000 USV-Anlagen hergestellt. «Dabei haben wir», sagt Xhiha, «durch den Wegfall des Transformators rund 2500 Tonnen Stahl und Kupfer eingespart.» Die Innovation hat sich aber auch anderweitig bezahlt gemacht: Newave ist in den letzten 14 Jahren durchwegs zweistellig gewachsen, 2006 etwa um 16,4 Prozent. Im ersten halben Jahr 2007 hat das Unternehmen mit 110 Mitarbeitern 27,8 Millionen Franken umgesetzt – ein Plus von 45,3 Prozent. 29 Prozent generierte Newave allein durch inneres Wachstum. Die Firma erwartet, dass diese Situation auch fürs zweite Semester andauert.

Die Führungscrew unter Xhiha und Marbach will die Expansion nun weiter forcieren. «Wir wollen doppelt so schnell wachsen wie der Markt», sagt Xhiha. Dieser legt jährlich um sechs bis sieben Prozent zu, und sein Volumen beträgt rund sieben Milliarden Franken. Im Bereich der mittleren und grossen Anlagen beträgt er rund die Hälfte. Newave ist nur in diesem Segment tätig. Expandieren möchte die Firma aber auch geografisch. Derzeit setzt sie gut die Hälfte der Anlagen im Hauptmarkt Westeuropa ab, ein Fünftel in der Schweiz, 11 Prozent in Osteuropa und 18 Prozent im Rest der Welt. Distributions- und Serviceorganisationen bestehen in insgesamt neun Ländern. «Wir möchten uns nun verstärkt den BRIC-Staaten zuwenden und uns in Brasilien, China sowie Indien engagieren», sagt Xhiha. Nordamerika sei dagegen kein Thema. Dort beherrschen drei grosse Anbieter den Markt, und die technischen Standards sind ganz anders als in den anderen Weltregionen. «Ein Vorstoss in die USA im Alleingang», sagt Xhiha, «wäre ein zu grosses Risiko.»

Dass Wachstum ihr grosses Thema ist, belegten die Gründer auch mit dem Börsengang im letzten Jahr. Die zugeflossenen Mittel von rund 20 Millionen Franken bieten dafür eine solide Grundlage. Xhiha und Marbach bestätigen denn auch, dass sie mittels gezielter Akquisitionen zulegen wollen. Bislang hat Newave drei Übernahmen getätigt, zwei kleine in Deutschland und Finnland und eine grössere in der Schweiz. Im vergangenen April wurde die akquirierte ServiceNet mit Sitz im aargauischen Neuenhof sowie Filialen in Biel und Wien voll in die Firma integriert. Geschäftsführer Kurt Meier soll nun dafür sorgen, dass das erfolgreiche Geschäftsmodell von ServiceNet weltweit umgesetzt wird. Xhiha sagt: «Unsere Dienstleistungen sollen rund um die Uhr verfügbar sein.»

Newave

Firmenname: Newave Energy Holding SA
Sitz: Quartino TI
Umsatz 2007 (geschätzt): 60 Millionen Franken
Angestellte: 110
Produktionsstandort: Quartino
Absatzmärkte: Schweiz, Europa, Asien, Lateinamerika
Produkte: Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung