Aldo Rickenbach ist sichtlich stolz, und er zeigt es auch. Auf dem vor der Firma parkierten Landcruiser steht der Schriftzug, und auf den vier Lastwagen, die seine Türen ausliefern, prangt er ebenfalls: «Dritter Platz beim SVC-Unternehmerpreis Zentralschweiz». – «Plötzlich waren wir in aller Munde», sagt er. Zuvor sei seine Firma, die Riwag Türen in Arth SZ, von der Öffentlichkeit nur wenig wahrgenommen worden.

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Fast noch wichtiger war für ihn der Ruck, der durch die Mannschaft ging. «Der Preis hat alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enorm gefreut», sagt Rickenbach heute. Ihre Motivation sei nochmals angestachelt worden. Die Firmenleistung lässt ohnehin nichts zu wünschen übrig. Die nur 48 Angestellten produzierten im letzten Jahr 40000 Türen, den grössten Teil in Einzelanfertigung. Dazu kommen noch 13000 Rahmen – ebenfalls auf die einzelnen Kunden, praktisch nur Schreinereien, zugeschnitten.

«Jede unserer Türen ist ein Unikat», sagt der Firmenchef und fügt an: «Losgrösse eins ist unsere Stärke.» Und dennoch werden die Riwag Türen wie in einer Serienproduktion hergestellt. Möglich ist dies nur mit modernster CIM-Technologie. Sie wurde von Aldo Rickenbachs Bruder Robert, von Haus aus Elektrotechniker, von Grund auf selbst entwickelt. Sämtliche Produktionsschritte sind voll mechanisiert und per Computer elektronisch gesteuert. Riwag war im Türenbau das erste Unternehmen, das die CIM-Technologie konsequent in die Produktion integrierte. «Ohne den Einsatz dieser Technologie», so Rickenbach, «könnten wir in der Schweiz nicht erfolgreich produzieren.»

Riwag ist der Türbauer mit der grössten Fertigungstiefe und der breitesten Palette. Eingekauft werden nur die Halbfabrikate, die Spanplatten, Alufolien, Hölzer, diverse Dämmmaterialien, Furniere und Beschläge. Türen, darauf verweisen schon die benötigten Materialien, sind heutzutage hochkomplexe Gebilde. Je nach Verwendungszweck, als Aussentüren oder Wohnungstüren mit oder ohne geheiztes Treppenhaus, werden unterschiedliche Materialien eingesetzt. Die Riwag Haustüre Isotherm 74 beispielsweise besteht aus rund 25 Schichten, die eine optimale Schall- und Wärmedämmung gegen die Aussenwelt gewähren sollen. Speziell aufgebaut sind die Brandschutztüren, die in der Schweiz nach EU-Normen zertifiziert werden müssen, was aufwendige und teure Tests bei der Empa in Dübendorf voraussetzt. In den letzten zehn Jahren hat Riwag rund 100 Tests durchgeführt, die im Durchschnitt 20000 Franken kosteten. Die Riwag-Brandschutztüren sind alle aus Holz, da sie weniger wärmeleitfähig sind als Metalltüren. Sie halten während einer halben Stunde 850 Grad aus. «Brandschutz aus Holz», sagt Rickenbach, «ist am wirkungsvollsten.»

Rickenbach steht der Firma in zweiter Generation vor. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte 1943 mit der Schreinerei Rickenbach + Wiget, die in Auftragsarbeit Furniere aufzog. 1975 lösten Aldo und seine Schwester Lydia Contratto den Vater in der operativen Leitung ab. Gründer Franz-Karl Rickenbach zog sich aufs Präsidium der Firmen-AG zurück. Ein Jahr nach dem Generationenwechsel war die erste Türe entwickelt. Die Riwag-Strategie war einfach und bestechend zugleich: Türen und Rahmen nach individuellen Wünschen der Kunden zu entwickeln. Die Kunden können auch bestimmen, in welchem Zustand sie die Türen wollen, als Rohling oder fertig montierbar. Die Anforderungen an Produktion und Logistik sind entsprechend hoch. «Wir machen gezielt Sachen, die andere nicht können», sagt Rickenbach. Die Lieferfrist beträgt lediglich zwei bis drei Wochen.

Doch es wird eng in der Fabrik. Die Produktion stösst an Grenzen. Das Spanplattenlager musste gar in ein Zelt ausgegliedert werden. Die Malerarbeiten erledigen zum grossen Teil auswärtige Firmen, was die Logistik zusätzlich kompliziert. So wird nun eine neue Fabrikationshalle gebaut. Der Entscheid für die Millioneninvestition war Rickenbach und seiner Schwester, die zu einem Drittel an der Firma beteiligt ist, nicht einfach gefallen. Zwei Gründe gaben dann den Ausschlag für ein Ja: Zum einen half die gute Baukonjunktur. Allein in den letzten zwei Jahren hat die Firma elf neue Arbeitsplätze geschaffen. Und zum andern ist den beiden Eigentümern die Nachfolgeregelung für die kommende Generation in den Grundzügen schon gelungen. Drei von vier Kindern arbeiten derzeit in der Firma. «Wir hätten nicht im grossen Stil ausgebaut, wenn sich die Kinder nicht zum Unternehmen bekannt hätten», sagt Rickenbach, der aber auch neue strategische Ziele im Visier hat.

Riwag will vermehrt auch Kunden ansprechen, die grössere Lose verlangen. Dazu muss die Firma technologisch top sein. «Wir haben jüngst eine vollautomatische Türen-Rohling-Strasse geordert», sagt Rickenbach. Mit diesem Automatisierungsgrad könne Riwag in der Schweiz auch weiterhin erfolgreich Türen herstellen. Verbesserungen sind aber auch im Marketing gefragt. Die Firma will sich für die Zukunft neue Absatzkanäle erschliessen. Schliesslich kann die neue Produktionshalle einen doppelt so grossen Ausstoss bewältigen.


Riwag Türen

Firmenname: Riwag Türen AG
Hauptsitz: Arth SZ
Umsatz: 24 Millionen Franken
Mitarbeiter: 48
Produktionsstandort: Schweiz
Exporte: keine
Produkte: Türen