Die NGO-Vereinigung «Insure our Future» kürt den Versicherungskonzern Axa zum vorbildlichsten Unternehmen, wenn es darum geht, über die Versicherungspolitik den Kohleausstieg zu unterstützen. Das zeigt die soeben publizierte Studie 2020.

Damit hat die Axa – im Vergleich zum Vorjahr – die beiden Schweizer Versicherungskonzerne Swiss Re und Zurich überholt, die damals noch auf den Plätzen 1 und 2 lagen (siehe Gesamttabelle unten). Die Zurich wurde zudem von der Hannover Re auf den nun vierten Platz verdrängt, die im Vergleich zu 2019 gleich sieben Ränge gut gemacht hat.

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Insure our Future gehören 19 Organisationen aus elf Ländern an, darunter Greenpeace, Friends of the Earth und Public Citizen. Der anlässlich einer Konferenz publizierte Bericht zeige, dass sich der Trend, Kohleprojekte nicht mehr zu versichern, fortsetze. Dies führe auch dazu, dass entsprechende Deckungen teurer werde, so die Organisationen in einer gemeinsamen Medienmitteilung.

Zurich noch «stark gefordert»

«Sowohl Swiss Re wie auch Zurich haben ein umfassendes Expertenwissen über die stetig wachsenden Klimarisiken und -auswirkungen und haben sich verpflichtet, ihre Investitionen und ihr Versicherungsgeschäft mit einer 1,5°C-Welt in Einklang zu bringen», sagt Greenpeace-Aktivistin Asti Roesle. Es brauche jedoch noch viel, um die Transition weg vom Öl und Gassektor zu erreichen. «Insbesondere Zurich ist nun als eine der drei grössten Versicherungen im globalen Öl- und Gasmarkt stark gefordert.»

Ausriss Studie Insuring Our FUture

Ausriss aus der Studie Insuring Our Future

Quelle: ZVG

Insure our Future bewertet die Assekuranz in verschiedenen Dimensionen. Das bereits erwähnte Versicherungsranking berücksichtigt, welche Unternehmen am konsequentesten auf die Versicherung von Kohleförderung verzichten. Die besten Noten erhalten Axa (4,38 Punkte), Swiss Re (4,29) und Hannover Re (2,86). Sechs Unternehmen schliessen solche Versicherungen gemäss Studie bisher gar nicht aus.

Axa habe die Einschränkungen im vergangenen Jahr stark ausgebaut, begründet der Bericht das deutlich bessere Abschneiden der Franzosen. Mittlerweile habe Axa die umfangreichste Politik zum Ausstieg aus der Kohle und verzichte – zusammen mit Zurich – ganz darauf, Unternehmen zu versichern, die Ausbaupläne im Bereich Kohle hätten.

Scor brilliert bei Divestitionen

Das Divestitionsranking wird angeführt von der französischen Scor (4,42 Punkte), der Axa (4,19) und Swiss Re (3,02). Hier wird berücksichtigt, ob Versicherer noch in die Kohleindustrie direkt investieren. Mit Ausnahme der Allianz auf Rang 5 schliessen gemäss der Studie alle top rangierten Versicherer auch Investments in Ölsande aus. Die neun am schlechtesten bewerteten Unternehmen investierten noch immer in die Kohleindustrie.

Das Ranking «Other Climate Leadership» schliesslich bewertet, wie gut die Unternehmen darin sind, ihr Geschäft auf ein 1,5-Grad-Klimaziel auszurichten. Hier gewinnt Legal & General (8,77 Punkte) vor Aviva (6,6 Punkte) und Zurich (5,33). Mit 2,67 Punkten hat es Swiss Re nur gerade noch auf den letzten Platz der Top 10 von 30 Versicherern geschafft.

Axa gewinnt das Gesamtranking

Insure the future publiziert keine eigentliche Gesamtrangliste. Zieht man jedoch einen Gesamtwert über alle drei Kategorien, so liegt Axa wiederum auf Rang 1 vor Zurich und Swiss Re.

In einem Interview mit der «Handelszeitung» bezeichnete Swiss-Re-CEO Christian Mumenthaler die Dekarbonisierung des Versicherungsgeschäft als etwas, das man «Schritt für Schritt» gehen müsse. «Beim Kohlestrom können wir nicht einfach aussteigen, da wir sonst gewisse Entwicklungsländer gefährden würden, die sich den Ausstieg noch nicht leisten können.»

Man unterstütze diese Länder mit Versicherungsleistungen, solange sie «Fortschritte machen beim Umweltschutz», sagt er. «Aber wenn ein Industrieland ein neues Kohlekraftwerk baut, versichern wir das nicht.»

Die harte Arbeit kommt noch

Buchhalterisch ist Swiss Re bereits heute CO2-neutral, da der Weltgrösste Rückversicherer seine CO2-Ausstosse über Zertifikate kompensiert. Nun komme die harte Arbeit, sagte Mumentaler im HZ-Interview. «Denn um real auf null zu kommen, müssen wir dafür sorgen, dass von uns verursachtes CO₂ physikalisch der Atmosphäre entzogen wird.» Den Betrieb will Swiss Re bis 2030 CO2-neutral haben. Bis auch das Versicherungs- und Anlagegeschäft CO2-neutral sei, dauere es wohl noch bis 2050, so Mumenthaler.