Das Tor der Schweizerin Riola Xhemaili in der 92. Minute gegen Finnland. Die italienischen Tränen nach dem Last-minute-K.-o. gegen England. Deutscher Kämpferinnengeist trotz Roten Karten. Der Marsch mit 25000 Schweizer Fans in Bern – nur vier von vielen hoch emotionalen Momenten der aktuell laufenden Fussball-Europameisterschaft der Frauen. Was sich in Schweizer Stadien seit dem Eröffnungsspiel vom 2. Juli abspielt und noch bis zum Finalspiel am Sonntag abspielen wird, ist beispiellos und holt Zigtausende Fans an die Bildschirme, die bisher beim Frauenfussball lieber wegzappten.

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Der Frauenfussball hat seinen Tipping-Point erreicht – den Wendepunkt vom bisher eingeschränkten Interesse hin zum mehrheitsfähigen Spektakel. Damit verbunden ist auch eine Ausstrahlung in die jüngere Bevölkerungsgruppe: Der weibliche Nachwuchs kommt vermehrt zu Vorbildern – mal so werden wie Sydney Schertenleib, Géraldine Reuteler oder Livia Peng, das wärs!

Neue Visibilität setzt eine Aufwärtsspirale in Gang

Neben all den emotionalen Momenten, an die sich das Publikum wohl noch lange erinnern wird, hat dieses Fussballturnier durchaus auch einen wirtschaftlichen Impact. Ausverkaufte Stadien und grossflächige Berichterstattung nützen dem Frauenfussball. Der Fakt, dass er mehr mediale Visibilität erhält, bringt ihn insgesamt nach vorne.

Mehr Menschen in den Stadien und an den Bildschirmen zu Hause machen den Frauenfussball attraktiver für Werbetreibende und Sponsoren. Mehr Sendezeit und steigende Ticketverkäufe bringen mehr Geld in die Kassen. Mehr Visibilität sorgt für grössere Prämientöpfe. Mit der Frauenfussball-Europameisterschaft in der Schweiz kommt eine Aufwärtsspirale in Gang, die dem ganzen Sport zu mehr Aufmerksamkeit und mehr finanziellen Mitteln verhilft.

Trotz Quoten-Explosion bleiben Lücken

Wie sehr das Interesse in die Höhe schnellt, zeigen nur schon die TV-Zahlen im Nachbarland Deutschland. Die Viertelfinalbegegnung zwischen Deutschland und Frankreich schauten sich dort über zehn Millionen Menschen am Fernseher an – ein Frauenfussballwert so hoch wie noch nie.

Klar, trotz dieser «Quoten-Explosion», wie es die «Sport Bild» nennt, klaffen zwischen Frauen- und Männerfussball immer noch grosse Lücken. Prämientöpfe und TV-Rechte, Löhne, Ablösesummen und Werbeverträge sind bei den Männern immer noch viel höher dotiert als bei den Frauen. Aber mit der erfolgreichen Fussball-Europameisterschaft, wie wir sie jetzt in der Schweiz erleben, entwickelt der Frauenfussball nun endlich auch wirtschaftlich richtig Zug aufs Tor. Aufs Siegestor.