Das Meeting in La Chaux-de-Fonds soll keine zehn Minuten gedauert haben. Vertreter der chinesischen Citychamp-Gruppe besuchten im Januar die Geschäftsstelle des Uhrenherstellers Corum, um an einer Neuorganisation von Corum und Eterna zu arbeiten – die Marken werden mittlerweile vom selben Management geführt. Das Fazit des Meetings: Der Corum-Vorstand sei reduziert worden. So berichtet es eine Quelle. Corum will dazu keine Stellung nehmen. Allerdings bestätigte ein Sprecher der Citychamp-Gruppe, dass tatsächlich ein Treffen stattgefunden habe, bei dem Kündigungen ausgesprochen wurden. Nun bestehe das Gremium aus vier Mitgliedern, zudem sei ein Citychamp-Vertreter names Teguh Halim dabei. 

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Solch eine Reduzierung des Managements wirft erneut Fragen über die Aktivitäten der Citychamp-Gruppe im Schweizer Uhrenmarkt auf. Bereits seit Monaten sorgt die Rolle des chinesischen Besitzers bei den krisengeplagten Marken Corum und Eterna für Diskussionen. Im Dezember wurde bekannt, dass Corum-CEO Jérôme Biard die Firma verlässt. Zuvor sorgte Eterna für Aufsehen, weil es Berichte über einen drohenden Konkurs gab. Ende des Jahres hob aber das Solothurner Obergericht das Konkursverfahren auf.

Biard geht zu Roventa-Henex

Biard wird im April die Führung der Bieler Uhrenmanufaktur Roventa-Henex übernehmen, wie die «Handelszeitung» erfuhr. Wer aber in La Chaux-de-Fonds derzeit das Ruder in der Hand hat, ist unklar. Laut Branchenkennern soll Teguh Halim, Vorstandsmitglied von Citychamp, momentan eine führende Rolle im Management spielen. Halim ist Schwiegersohn von Citychamp-Präsident Hon Kwok Lung und bereits seit Jahren als Abgesandter seines Schwiegervaters regelmässig bei Corum und Eterna, um nach dem Rechten zu sehen, sagt ein Insider. Doch unklar bleibt, was Hon mit Corum und Eterna vorhat.

Citychamps Pläne weiter rätselhaft

Sicher ist: Hon glaubt weiterhin an seine Schweizer Uhrenmarken und will  weiter investieren. So äusserte er sich in einer Pressemitteilung Ende Januar. Die Schuld der Misere bei den beiden Uhrenmarken sieht er im Missmanagement der lokalen Führung.

Wer sich bei ehemals Involvierten über die Intention der Chinesen umhört, der erhält stets dasselbe ambivalente Bild: Kaum einer zweifelt an der Leidenschaft Hons für Schweizer Uhren. Doch immer wenn man kurz vor dem Break-even stehe, drehe China aus unerklärlichen Gründen den Geldhahn zu. Die Folge: Zulieferer würden nicht bezahlt, Uhren nicht produziert und demzufolge nicht verkauft.

Ein Ehemaliger drückt es so aus: «Jeder, der einen Monat innerhalb von Corum verbringt, kann nur zu einer Schlussfolgerung kommen: Was hier passiert, ist einfach verrückt.»

Hinweis: Eine frühere Version dieses Textes wurde mit Angaben zum Vorstand präzisiert.