Sie mag Menschen, geht auf sie zu und lässt mit ihrer herzlichen Art den Funken sofort springen. Und dies sechssprachig, wenn man ihren Berner Dialekt mitzählt. «Ich kommuniziere gerne und finde rasch Kontakt», sagt die 29-jährige Nicole Curti.

Ihre Talente fielen schon auf, als sie während des Studiums der Politwissenschaften in Lausanne ein Praktikum bei der Genfer Privatbank Lombard Odier & Cie absolvierte. Man bot ihr nach Abschluss einen Job als Trainee an, Plätze, die bei Lombard Odier für so genannte Key People reserviert sind. «Ich war knapp 22 und sah die Bank als Öffner der Tür zur Businesswelt.»

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Curti durchlief die bankinterne Ausbildung und arbeitete dann in der Abteilung für institutionelle Kunden. Nach fünf Jahren wollte sie ihre Mehrsprachigkeit besser nutzen und mehr mit Leuten zu tun haben. Sie traf «die beste Entscheidung meines Lebens», wie sie es formuliert: Curti entschloss sich für ein 18-monatiges MBA-Studium an der renommierten Esade Business School in Barcelona.

Barcelona? Die spanische Sprache und die Stadt gefielen ihr. Vor allem aber überzeugte sie der Studienansatz. Im Gegensatz zu anderen MBA-Ausbildungen, wo das Wettbewerbsprinzip gelte, setze Esade auf Zusammenarbeit – Pestalozzi statt Darwin. «Es war kein Kuschelkurs, sondern ein echter Stresstest», rückt Curti die Relationen zurecht. Sie hätten nach den Lektionen bis tief in die Nacht in der Gruppe weitergearbeitet. Aber miteinander und nicht gegeneinander.

Sie waren zu siebt, verschiedene Nationen und Studenten mit unterschiedlichem Background. «Bringen Sie mal einen Jamaikaner, einen Norweger und eine Schweizerin dazu, im Team zu arbeiten. Das ist eine Erfahrung fürs Leben», lacht Curti. Als Schlüsselerlebnis schildert sie den MBA-Baustein «Leadership Development», wo unter anderem ihre Präsentationstechnik beleuchtet wurde. Sie sah sich zum ersten Mal auf Video und merkte, dass sie ruhiger wirkte, als sie selber glaubte. Curti wurde zur Sprecherin ihres Jahrgangs gewählt.

Das stärkt das Ego, was die Teamplayerin von sich indes nie so sagen würde. Curti wurde durch das Studium persönlich reifer und fachlich kompetenter: «Der Faktor Nicole hat sich verändert.» Mit ihren Kommilitonen hat sie heute noch Kontakt. Es seien tiefe Freundschaften entstanden, und man stricke nun gemeinsam am MBA-Netzwerk.

Obwohl nach dem Studium drei konkrete Angebote von Grossfirmen aus dem Pharmasektor vorlagen, kehrte Curti zu Lombard Odier Darier Hentsch (LODH) zurück, ins Marketing der Abteilung Global Custody. LODH ist mit weltweit mehr als 1700 Mitarbeitern und rund 146 Milliarden Franken verwalteten Vermögen eine der grössten Privatbanken der Schweiz.
Ihre Aufgabe zeichnet sie in flinken Strichen für den Journalisten auf: Wohlhabende Kunden haben ihre Geldmittel meist auf mehrere Töpfe verteilt. Was oft fehlt, ist der Gesamtüberblick. Dafür sorgt das Global Custody: «Wir schaffen den professionellen Überblick, machen aber keine Anlagevorschläge.»

Sie präsentiert und akquiriert weltweit, ist also viel unterwegs: «Das wollte ich schon immer. Ich habe überall gute Kontakte.» Sie erzählt, wie sie bereits drei Wochen nach ihrem Wiedereinstieg zu einem bedeutenden, Spanisch sprechenden Kunden geschickt wurde. «Du kannst das», habe ihr Chef gesagt. Ihr Team schätzt sie sehr. «Ich bin hoch motiviert und fühle mich wohl.»

Curti passt der Mix zwischen den Tagen im Genfer Büro und den Terminen bei den Kunden vor Ort. Unter der vollen Agenda leidet die Freizeit. Sie liest und macht gerne Sport – Joggen, Schwimmen, Velofahren, Snowboarden –, doch das kommt nun zu kurz.

Will Curti die Karriereleiter hochklettern? Die Antwort fällt differenziert aus: «Ich scheue mich nicht vor der Verantwortung. Wichtig ist mir zuerst die Aufgabe, nicht der Direktortitel auf meiner Visitenkarte.» Es käme ihr nie in den Sinn, wegen mehr Lohn oder um ein Treppchen höher zu steigen, mit der Kündigung zu drohen. «So agieren Männer.» Sie glaubt daran, dass die Position von alleine komme, wenn die Leistung stimme und die Chefetage ihre Kompetenzen anerkenne. «Vielleicht ein, zwei Jahre später.» Die Ellenbogen ausfahren ist nicht ihr Ding.

Die einzige Tochter aus einer Akademikerfamilie – Mutter Ärztin, Vater Architekt – will später selber Kinder. Die Frauen in ihrer Familie hätten immer Nachwuchs und Beruf unter einen Hut gebracht. Das müsse frau nur wollen. Sie erwähnt ihre polnische Urgrossmutter und Grossmutter, die beide als Ärztinnen und Mütter noch Vorkämpferinnen für die Doppelrolle waren. «Meine Familie ist mir wichtig. Ich verdanke ihr sehr viel», sagt sie.

Sie erzählt von ihrem Engagement für Immigranten in Genf, denen sie an der Université Ouvrière de Genève (UOG) an einem Abend pro Woche Französisch beibringt. Wer privilegiert sei wie sie, der sollte auch etwas zurückgeben. Wenn sie drei Wünsche freihätte, dann käme bei ihr zuerst die Gesundheit für ihre Lieben und für sich. Dann erwähnt sie den Traum, den sie für später hegt: «Ich möchte eine Schule in einem Drittweltland aufbauen, wo sich Freiwillige aus den reichen Ländern für eine gewisse Zeit verpflichten.»

Samba

Die Swiss Association of MBAs (Samba) ist im Jahr 2004 gegründet worden. Zu den Mitgliedern gehören Studierende, Ehemalige, aber auch Professoren. Ziel des Vereins ist es, Gleichgesinnten einen Gedankenaustausch zu ermöglichen, Geschäftsideen zu entwickeln, Karriereschritte vorzubereiten und Kontakte zu führenden Business Schools zu pflegen. Potenziellen MBA-Kandidaten wird Hilfe bei der Bewerbung und der Auswahl von geeigneten Business-Schulen geboten. Alle zwei Monate treffen sich die Mitglieder von Samba zum Erfahrungsaustausch oder zur Diskussion mit Gastreferenten.
www.swissamba.ch

Esade Business School

Die Esade Business School in Barcelona, Madrid und Buenos Aires besteht seit 48 Jahren und ist eine der ersten Adressen für MBA-Studiengänge. Esade ist anerkannt von der Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB International), von der European Foundation for Management Development (EFMD) sowie von der Association of MBAs (Amba). Im letzten weltweiten MBA-Ranking des «Wall Street Journal» belegte Esade den zweiten Platz. Esade kooperiert mit über 100 Universitäten und Business Schools auf fünf Kontinenten. www.esade.edu