Die Migros macht vorwärts beim mobilen Bezahlen mit dem Handy. Anfang November kündigte die Detailhändlerin nach langem Abwarten an, die Bezahl-App «Twint» direkt an den Migros-Kassen zu akzeptieren. Zuvor setzte die Migros auf die eigene Kunden-App.

Nun modernisiert die Migros auch ihre Kreditkarte. Was die «Handelszeitung» bereits angekündigt hatte, wurde am Donnerstag offiziell bestätigt: Der Marktführer für Android-Smartphones, Samsung, weiter seine Bezahlfunktion auf die «Cumulus-Mastercards» der Detailhändlerin aus. Inhaber einer solchen Kreditkarte können diese künftig auf ihrem Samsung-Handy registrieren und dieses fürs Bezahlen verwenden – nicht nur bei der Migros, sondern überall, wo kontaktloses bezahlen möglich ist. Herausgegeben wird die Migros-Kreditkarte von Cembra

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Samsung Ja, Apple Nein

Apple Pay wird weiterhin nicht mit der Migros-Karte kompatibel sein. Dafür dürften die hohen Gebühren verantwortlich sein, die Apple von Banken für die Kooperation mit «Apple Pay» verlangt. Vermutlich dürfte die Migros dereinst auch mit Google zusammenarbeiten. In der Branche hört man zunehmend, «Google Pay» könnte 2019 in der Schweiz lanciert werden.  

Bereits seit Anfang 2018 sind andere Produkte von Cembra für Samsung Pay freigegeben. Offenbar wollte die Migros erst die Entwicklung des Handy-Bezahlens abwarten, bevor sie dieses auch für ihre eigene Karte aufschaltet. Dem Vernehmen nach soll jedoch auch der Anfang 2018 neu gestartete Migros-Chef für frischen Wind im Payment sorgen.

700'000 Karten neu mit Samsung kompatibel

Für Samsung stellt die Partnerschaft mit der Migros ein grosses Plus dar: Mit rund 700'000 ausstehenden Karten gehört die Cumulus-Karte zu den am meisten verbreiteten Kreditkarten der Schweiz. Grosse Kartenherausgeber wie UBS und Viseca kooperieren bisher gar nicht mit den Telecom-Riesen. Von den wichtigen Anbietern arbeitet nur Cornercard uneingeschränkt mit Apple und Samsung zusammen.

Wichtig ist die Migros auch für die Herausgeberin Cembra: Die Migros-Karten machen bei ihr 80 Prozent aller Kreditkarten aus. Entsprechend gross ist für sie das Klumpenrisiko. Würde die Migros – wie es Konkurrentin Coop vor kurzem getan hat – den Partner wechseln, wäre das Kartengeschäft von Cembra existenziell bedroht.

Coop wechselte zu UBS

Coop entschied Anfang November, die eigenen «Supercard»-Kreditkarten nicht mehr über die CS-Tochter Swisscard zu vertreiben, und wechselte stattdessen zur UBS-Tochter Top Card. Darauf lancierte Swisscard mit «Cashback» ein neues Kampfangebot: Die erste Kreditkarte ohne Jahresgebühr, die auch mit Apple und Samsung kompatibel war.

Ob dieser Schritt nun auch die Migros zur Kooperation mit Samsung gebracht hat, ist unklar. Klar ist aber: Die neuen Gratiskarten könnten Samsung Pay neuen Schub verleihen, den es dringend braucht. Bisher haben Apple und Samsung mit ihren Bezahl-Apps in der Schweiz keine all zu tiefen Spuren hinterlassen. Auch, weil sich die meisten mit der Bezahl-App Twint verbandelten Banken weiterhin weigern, ihre Kreditkarten für Apple Pay und Samsung Pay freizuschalten.  

Der Schweizer Handy-Markt wird von Samsung und Apple dominiert, wie der Vergleichsdienst Comparis vor kurzem ausgerechnet hat. Demnach liegt der Marktanteil von Apple derzeit bei 44 Prozent, jener von Samsung bei 36 Prozent. Dahinter klafft eine grosse Lücke: Auf Rang 4 kommt Huawei mit 8 Prozent, Rang 5 besetzt Nokia mit 3 Prozent. Entsprechend wichtig sind Apple und Samsung auch, wenn es ums Bezahlen geht.