Die Postfinance hat kurzen Prozess mit ihrer eigenen Kundin gemacht: Nachdem die «Handelszeitung» im April berichtet hatte, dass das Startup Nobank eine App entwickelt, über die man mit Kryptowährungen handeln kann, zog die Bank von CEO Hansruedi Köng dem jungen Unternehmen, dessen Firmengründung die Postfinance als Bank Anfang Jahr noch begleitet hatte, den Kontostecker. Man habe eine Frist gesetzt bekommen, die dieser Tage auslaufe, teilt das Unternehmen der «Handelszeitung» mit. 

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Offenbar hatten die Compliance-Spezialisten der Postfinance erst über den Zeitungsbericht den wahren Geschäftszweck erfahren, nachdem die eigenen Bankerinnen und Banker diesen bei der Kontoeröffnung wohl nicht genau genug abgeklärt hatten. Im Handelsregister erwähnt die Gesellschaft bloss das Entwickeln von Softwarelösungen, ohne zu spezifizieren, um was für Software es sich dabei handelt. 

Die Postfinance kommentiert den Fall mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht. Man sei jedoch generell «restriktiv» mit Kunden und Kundinnen, die «unter anderem eigene Token ausgeben oder Handelsplattformen betreiben», so ein Sprecher auf Anfrage. Beides trifft auf Nobank jedoch nicht zu.

Noch im Closed Beta: Derzeit testet Nobank die App mit ersten Kunden

Noch im Closed Beta: Derzeit testet Nobank die App mit ersten Kundinnen und Kunden

Quelle: Michael Heim

Weder hat Nobank eigene Token ausgegeben, noch betreibt die Firma eine Handelsplattform. Die App des Startups soll zwar den Handel mit digitalen Währungen wie Bitcoin und Ether vereinfachen, wie die Gründer erklärten. Das Unternehmen tritt dabei jedoch nicht als Zwischenhändlerin oder Verwahrerin auf. Kundinnen und Kunden von Nobank handeln immer direkt mit den Kryptoassets und verwalten diese auch selbst. 

Noch befindet sich Nobank erst in Tests. Im Rahmen einer «Closed-Beta-Version» können erste Kunden und Kundinnen die App ausprobieren. Eine erste öffentliche Version soll im Verlauf des Jahres lanciert werden. 

Die Postfinance schliesst Krypto aus, Yuh und Post handeln selbst damit

Was in der Kryptoszene besonders für Ärger sorgt: Während die Postfinance offenbar täglich Kundinnen und Kunden mit Kryptobezug rauswirft oder ablehnt, vertreibt die Post als Konzernmutter munter digital handelbare Briefmarken. Die Postfinance-Tochter Yuh positioniert sich sogar offensiv als Handelsplattform für Kryptoassets und betreibt eine eigene Kryptowährung als Kundenbindungsprogramm.

Auf ihrer eigenen Website wirbt die Postfinance für die innovative Tochter: «Direkter Zugang zu mehr als 25 Kryptos – einmalig in der Schweiz». Auf die Frage, wie die Bank diesen Widerspruch erkläre, antwortet der Sprecher bloss: «Yuh ist ein Joint Venture mit Swissquote, an welchem die Postfinance Beteiligungen hält.»