Als «Geschenk der Hoffnung» hat UNO-Klimasekretärin Patricia Espinosa das Klimaschutzabkommen bezeichnet, das vergangenes Jahr auf der UNO-Klimakonferenz in Paris vereinbart wurde. Dank der zügigen Ratifizierung durch eine Reihe von Staaten tritt das ehrgeizige Abkommen noch diese Woche in Kraft. An der bevorstehenden UNO-Klimakonferenz in Marrakesch geht es nun um die Umsetzung.

Als «Rekord» bejubelte die französische Umweltministerin Ségolène Royal, Vorsitzende der UNO-Klimakonferenz im vergangenen Jahr, das schnelle Inkrafttreten des globalen Abkommens, das die Erderwärmung auf «deutlich unter zwei Grad» im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen soll.

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USA und China haben es ermöglicht

Tatsächlich war nicht damit gerechnet worden, dass so schnell genügend Länder den Vertrag ratifizieren. Beim 1997 beschlossenen Kyoto-Protokoll hatte der Prozess acht Jahre gedauert.

Dass das Pariser Abkommen schon am Freitag in Kraft tritt, haben insbesondere die beiden grössten Treibhausgasemittenten USA und China ermöglicht. Sie haben den Vertrag Anfang September gemeinsam ratifiziert - noch vor der EU. Und auch das bevölkerungsreiche Schwellenland Indien rang sich als eines von bislang mehr als 80 Ländern zur Ratifizierung durch.

«Nie da gewesener politischer Schwung»

Seit Paris gebe es «einen nie da gewesenen politischen Schwung» beim Klimaschutz, erklärte der maledivische Energieminister Thoriq Ibrahim im Namen der von der Erderwärmung besonders betroffenen kleinen Inselstaaten. In den vergangenen Wochen zeigte sich dieser «Schwung» auch bei anderen Treffen.

An einer UNO-Konferenz in Kigali einigte sich die internationale Gemeinschaft Mitte Oktober auf den schrittweisen Verzicht auf die Klimakiller Fluorkohlenwasserstoffe (FKW). Kurz darauf erkannte die UNO-Siedlungskonferenz Habitat III in Quito die Notwendigkeit an, die Städte in aller Welt klimafreundlich zu gestalten.

100 Milliarden Dollar jedes Jahr

In Marrakesch in Marokko geht es vom 7. bis 18. November darum, das Pariser Abkommen mit Leben zu erfüllen und seine ambitionierten Vorgaben tatsächlich umzusetzen.

So müssen die Industrieländer ihre Zusage konkretisieren, ab 2020 jährlich hundert Milliarden Dollar für den Klimaschutz und die Bewältigung der Klimafolgen in armen Ländern bereitzustellen. Möglichst bis 2018 sollen ausserdem die Regeln stehen, wie die Umsetzung der nationalen Klimaschutzzusagen überprüft wird.

Die internationale Gemeinschaft kann dabei beweisen, dass ihr knapp ein Jahr nach der Einigung in Paris nicht schon wieder die Puste ausgeht. Denn die jüngsten Temperaturrekorde zeigen, dass die Zeit drängt.

Erwärmung schneller als vorhergesagt

«Die Erwärmung passiert schneller als vorhergesagt», schon im Jahr 2050 könnte die Durchschnittstemperatur um gefährliche zwei Grad gestiegen sein, warnt der frühere Vorsitzende des Weltklimarates IPCC, Robert Watson.

Um ein Grad ist die Durchschnittstemperatur ohnehin schon gestiegen und selbst wenn die derzeitigen nationalen Klimaschutzzusagen eingehalten werden, steuert die Erde auf eine Erwärmung von drei Grad, vielleicht sogar vier Grad, zu. Für viele Inselstaaten würde das den Untergang bedeuten, ganz zu schweigen von der Zunahme extremer Wetterlagen in aller Welt. Die internationale Gemeinschaft muss also nachlegen.

(sda/ccr)