Die Basler Bank CIC bleibt in Sachen Kommunikation ein Unikum in der schweizerischen Bankenlandschaft. Über den Jahreswechsel hatte die Bank ihren langjährigen CEO Thomas Müller und weitere Manager vor die Tür gestellt – ohne dazu ein Wort zu verlieren. Am Dienstag nun verkündete die Bank, dass die frühere EZB-Bankenaufseherin Livia Moretti ab Februar neue CIC-Chefin werden soll.

Bizarr: Über Müllers Abgang und die Gründe dazu verliert die CIC in ihrer offiziellen Medienmitteilung kein einziges Wort. Darin heisst es nur, dass Moretti ihr Amt als CEO zum 1. Februar antritt. «Sie folgt damit auf David Fusi, der die Bank CIC (Schweiz) AG seit dem 23. Dezember ad interim leitete», teilt die CIC lediglich mit. 

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Dass Thomas Müller die CIC über zehn Jahre geleitet hat, ist der Bank keine Silbe wert. Fast scheint es, als wolle man dieses Kapital in der Geschichte der Bank totschweigen.  

Unregelmässigkeiten bei Krediten

Laut Personen mit Kenntnissen der Vorgänge mussten Müller und weitere Bankmanager Knall auf Fall gehen, weil es in der Filiale St. Gallen zu Unregelmässigkeiten bei der Vergabe von Krediten gekommen war. Das Volumen dieser Kredite wird mit einem zweistelligen Millionenbetrag beziffert. Das Portal «Inside Paradeplatz» hatte als erstes über den Fall berichtet. 

Nicht nur Müller, sondern auch der Leiter der Region Deutschschweiz, Christoph Bütikofer, musste seinen Hut nehmen. Ferner seien Franz Osterwalder, Leiter St. Gallen, sowie ein St. Galler Sachbearbeiter entlassen worden, wie die «Handelszeitung» bereits berichtete. 

Offenbar wurden die Unregelmässigkeiten beim Erstellen des Jahresabschlusses entdeckt, daher kam es über die Feiertage zum Knall. Die Bank CIC mit Sitz in Basel gehört der französischen genossenschaftlichen Bankengruppe CIC (Crédit Industriel et Commercial). Die Franzosen greifen nun durch. Wie es heisst, sei die interne Untersuchung zu dem Fall noch nicht abgeschlossen.

Aggressiver Wachstumskurs

Die Schweizer Tochter ist dabei keine kleine Bank. Sie hat eine Bilanzsumme von über 13 Milliarden Franken. Im Jahr 2021 wies sie einen Gewinn von über 700 Millionen Franken aus. In der Branche fiel die Bank stets mit ihrem aggressiven Wachstumskurs auf, den ihr der geschasste Bank-Chef Müller verpasst hatte.

Die Bank positioniert sich als eine kleine Universalbank und bietet sowohl Retail- als auch Firmenkunden ihre Dienste an, Letzteren sogar Beratungen für Fusionen und Übernahmen. Auch Vermögensverwaltung gehört zum Angebot. Die CIC beschäftigt über 430 Menschen und ist an zehn Standorten in der Schweiz präsent. 

Nun soll Moretti die CIC in ruhigere Fahrwasser und aus den Schlagzeilen manövrieren. Die Luxemburgerin arbeitet laut ihrem Linkedin-Profil bereits seit vergangenen Oktober bei der Basler CIC. Sie ist die Vertrauensperson von Verwaltungsratspräsident Éric Charpentier. Der Franzose leitet das Firmenkundengschäft und das Private Banking bei der CIC in Frankreich und vertritt erst seit vergangenem Jahr die Eigentümerinteressen der Franzosen in Basel.

Eine Aufseherin wird Bank-Chefin

Für eine operative Bank-Chefin ist das Profil von Moretti eher ungewöhnlich. Denn die Luxemburgerin hat den Grossteil ihrer Karriere als Bankenaufseherin verbracht. Vor ihrem Wechsel zur CIC stand sie fast zehn Jahre im Dienst der Europäischen Zentralbank. Die Abteilung, in der sie arbeitete, beaufsichtigt direkt die grossen Banken der Euro-Zone. Unter anderem auch die französische Bankengruppe CIC.