Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird die Liquidität am Geldmarkt erneut signifikant erhöhen. Damit will die SNB den den Abwärtsdruck auf die Geldmarktzinsen erhöhen und den Kurs der starken Schweizer Währung schwächen. Sie strebe per sofort einen weiteren Anstieg der Sichtguthaben (Giroguthaben) der Banken bei der Nationalbank von 120 Milliarden auf 200 Milliarden Franken an, heisst es in einem Communiquè.

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Die bisher getroffenen Massnahmen gegen die Frankenstärke zeigten Wirkung, so die SNB. Trotzdem bleibe der Schweizer Franken weiterhin «massiv überbewertet». Die Nationalbank bekräftigte ihre zuvor gemachten Ankündigungen, dass sie bei Bedarf weitere Massnahmen gegen die Frankenstärke ergreifen wird.

Eine Untergrenze zum Euro oder gar eine temporäre Anbindung des Frankens an den Euro - wie es viele Marktteilnehmer erwartet hatten - gab die SNB allerdings nicht bekannt.

So stellte sich an den Devisenmärkten auch nicht die gewünschte Wirkung ein, im Gegenteil: Der Franken legte sowohl zum Euro als auch zum Dollar zu, nachdem er am Morgen auf den tiefsten Stand seit Beginn der Börsenturbulenzen Anfang August gesunken war.

Der Euro fiel von über 1,15 Franken auf zeitweise unter 1,13 Franken. Um 9.21 Uhr stand die europäische Währung bei 1,1285 Franken, um 12.20 Uhr bei 1,1362 Franken.

Analysten glauben nicht an direkte Intervention

Den Grund für die Reaktion der Märkte sehen Analysten darin, dass die Anleger mit einer direkten Intervention am Devisenmarkt gerechnet hatten. «Die Märkte hatten erwartet, dass die SNB eine Untergrenze festlegt», sagte David Marmet, Leiter Volkswirtschaft Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank.

Diese Einschätzung teilt Oliver Adler, Leiter Internationale Volkswirtschaft bei der Credit Suisse. Die Kursstürze seien aber eine kurzfristige Reaktion, für eine Bewertung der Massnahmen sei es noch zu früh, sagte er. «Die SNB hat momentan nicht viele Optionen», so Adler. Eine Anbindung des Frankens an den Euro sei unwahrscheinlich. Die getroffenen Massnahmen der Nationalbank hätten bisher gut funktioniert.

Durch die kontinuierliche Ausweitung der Liquidität werden in den Augen der Analysten allerdings weitergehende Massnahmen wie die Festsetzung eines Kursziels oder einer Kursuntergrenze immer weniger wahrscheinlich. «Wenn die Nationalbank mehrmals solche Massnahmen trifft, erwarten die Finanzmärkte irgendwann nicht mehr, dass die SNB eine Untergrenze glaubwürdig verteidigen kann», erklärte Marmet.

Abhängig von der Eurokrise

Eine direkte Intervention am Devisenmarkt wird laut Adler aber noch aus einem anderen Grund unwahrscheinlich. Die Situation am europäischen Anleihenmarkt habe sich beruhigt. Die Zinsen italienischer und spanischer Staatsanleihen seien wieder deutlich tiefer, was die Flucht in den Schweizer Franken vermindere. «Die Situation im internationalen Umfeld deutet nicht mehr so stark auf eine weitere Stärkung des Frankens hin», so Adler.

Dennoch werde die Entwicklung in Europa entscheidend für das weitere Vorgehen der SNB sein, sagte David Marmet. «Sollte sich die Eurokrise in den nächsten Wochen nicht deutlich beruhigen, müssen wir mit weiteren Massnahmen der SNB rechnen.»

(laf/tno/sda/awp)