Das Zürcher Banking-Startup Neon wird noch etwas digitaler. Als erster Anbieter eines Schweizer Bankkontos ermöglicht es Neon, vollautomatisch und rund um die Uhr Konten zu eröffnen. Die Identifikation geschehe neu über Selfie-Fotos und einen Datenabgleich mit dem Informationsdienst Intrum, teil Neon mit.

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Das so genannte «Foto-Onboarding» sei seit dieser Woche freigeschaltet. Vorerst funktioniere es nur mit Schweizer Identitätskarten. In einer zweiten Welle sollen dann auch ausländische Pässe automatisch erfasst werden können.

Mit dem neuen Prozess ersetzt Neon die Identifikation über einen Video-Chat, wie er bei den meisten Schweizer Banken für Online-Kontoeröffnungen üblich ist. Zwar präsentierte auch Neon-Konkurrentin Yapeal unlängst eine Kontoeröffnung ohne Video-Chat. Allerdings befindet sich das Startup Yapeal erst im Testmodus mit ausgewählten Kunden.

Der neue Prozess ermögliche eine zeitunabhängige und schnellere Kontoeröffnung, schreibt Neon. Diese sei nun «in fünf Minuten» möglich. Gleichzeitig dürften damit auch Hemmungen bei Konsumenten sinken, ein Konto einfach mal auszuprobieren. Das zeigt das Vorbild Revolut. Die britische Kreditkartenbank bietet seit langem Kontoeröffnungen mit wenigen Klicks und ohne persönlichen Kontakt an. Sie profitiert von weniger strengen Vorschriften in Grossbritannien

Bezahlen mit Samsung Pay - Apple und Google folgen

Ab sofort seien die eigenen Kreditkarten zudem mit dem Bezahldienst Samsung Pay kompatibel, teilt Neon mit. Damit wird es möglich, die Karte auf einem Samsung-Handy zu hinterlegen und so kartenlos zu bezahlen.

Seit langem schon verspricht Neon die Einführung solcher Wallet-Lösungen, musste sie aber aus technischen Gründen immer wieder aufschieben. Auch die Wallets von Google und Apple würden im Verlauf des Jahres «sukzessive» aufgeschaltet, teilt Neon mit.

Neon hat grosse Ambitionen im Banking. «Bis Ende 2021 wollen die grösste Schweizer Nutzerbasis für Smartphone-basierte Kontomodelle haben», sagte Marketing-Chef Julius Kirschender Ende Januar zur «Handelszeitung». Damals wies Neon rund 13'000 Kunden aus. Offenbar ist das Interesse am Fintech gross. Seit Jahresangang habe man sich «mehr als verdoppelt», so Kirscheneder heute.

Eine echte Bank ist Neon nicht. Das Startup operiert ohne eigene Lizenz und greift für die Bankdienstleistungen auf die Systeme der Hypothekarbank Lenzburg zurück. Dem gegenüber setzt Konkurrentin Yapeal auf einen eigenständigen Weg und eine Fintech-Lizenz, wie sie seit diesem Jahr von der Finanzmarktaufsicht vergeben wird. Diese ermöglicht grundliegende Bankdienstleistungen wie das Führen eines Lohnkontos, nicht aber die Vergabe von Krediten.

Michael Heim Handelszeitung
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