Nestlé sieht sich mit einer formellen Forderung einiger Aktionäre, darunter Legal & General Investment Management (LGIM), konfrontiert: Die Menge an gesunden Lebensmitteln, die der Schweizer Konsumgüterkonzern verkauft, soll deutlich erhöht werden. 

Eine Koalition von Investoren, angeführt von ShareAction, hat eine Resolution eingereicht. Darin wird der Hersteller von Kit-Kat-Schokolade aufgefordert, sich Ziele zu setzen, um den Verkauf von gesünderen Lebensmitteln zu steigern. Ausserdem soll Nestlé international anerkannte Standards zur Definition gesunder Lebensmittel einführen. 

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Damit die Massnahme angenommen werden kann, müssen mindestens 50 Prozent plus eine Stimme des bei der Jahreshauptversammlung im April vertretenen Grundkapitals für den Beschluss stimmen.

Krankheiten aufgrund schlechter Ernährung nehmen zu

Der Druck auf die Lebensmittelunternehmen wächst, ihre Produktpalette gesünder zu gestalten. Dies insbesondere angesichts der Tatsache, dass Fettleibigkeit in weiten Teilen der entwickelten Welt zu einer globalen Gesundheitskrise geworden ist und in den Schwellenländern zunimmt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind ungesunde Ernährungsgewohnheiten ein treibender Faktor für die weltweite Zunahme der Fettleibigkeit und erhöhen das Risiko von Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfällen und einigen Krebsarten. Die Gesundheitsorganisation schätzt, dass die Fettleibigkeit die Weltwirtschaft bis 2035 jährlich 4,3 Billionen Dollar kosten wird. 

Der Schritt von ShareAction kommt etwa sechs Monate, nachdem die Wohltätigkeitsorganisation für verantwortungsbewusstes Investieren den weltgrössten Lebensmittelhersteller dafür kritisiert hatte, dass er sich «zu sehr auf den Verkauf von weniger gesunden Lebensmitteln» stützt und nicht genug tut, um den Absatz von nahrhafteren Produkten zu fördern. 

Zu viele ungesunde Produkte

Seitdem hat es zwar Gespräche mit Nestlé gegeben, doch diese sind laut Maria Larsson Ortino, Senior Global ESG Manager bei LGIM, «in eine Sackgasse geraten». 

«Das Unternehmen behauptet in seinem Leitbild, dass seine Produkte ‹die Kraft haben, das Leben zu verbessern›. In Wirklichkeit sind drei Viertel des weltweiten Umsatzes von Nestlé ungesunde Produkte mit hohem Salz-, Zucker- und Fettgehalt», sagte Catherine Howarth, Geschäftsführerin von ShareAction. 

Sie fügte hinzu, dass Nestlé es immer wieder versäumt hat, darzulegen, wie das Unternehmen seine Verkäufe auf gesündere Lebensmittel umstellen will, so dass die Investoren auf der Jahreshauptversammlung des Unternehmens eine Resolution einbringen mussten. 

Das Unternehmen wehrt sich

Nestlé sagte, dass ShareAction das falsche Unternehmen im Visier habe und dass man sich mit der Investorenkoalition auf eine Meinungsverschiedenheit einigen müsse. Die Behauptung, dass 75 Prozent der Verkäufe des Unternehmens ungesund seien, sei falsch, sagte ein Sprecher. Er fügte hinzu, dass Nestlé das erste Lebensmittelunternehmen sei, das den Nährwert seines gesamten Portfolios anhand eines von der Regierung unterstützten Bewertungssystems gemessen habe. 

«Unser Ziel ist es, in allen Segmenten unseres Portfolios erfolgreich zu sein und sicherzustellen, dass wir die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorlieben aller unserer Verbraucher verantwortungsvoll berücksichtigen», fügte der Sprecher hinzu. 

(bloomberg/spi)