Der neue Nestlé-Chef Mark Schneider dämpft Hoffnungen auf eine rasche Rückkehr des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns zu früherem Wachstumstempo. Für das laufende Jahr erwartet der Hersteller von Kitkat-Schokoriegeln, Maggi-Suppen und Nescafe ein organisches Umsatzwachstum zwischen 2 und 4 Prozent – nach 3,2 Prozent im vergangenen Jahr. «Das spiegelt die makroökonomische Unsicherheit wider, die wir alle spüren. Wir sind in einem volatilen und immer noch deflationären Umfeld», sagte Schneider am Donnerstag.

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In wichtigen Märkten wie Westeuropa und Nordamerika sei die Nachfrage weiterhin verhalten. Zudem habe Nestlé wegen der vielerorts mauen Wirtschaftsentwicklung die Preise nicht in dem Umfang wie erhofft anheben können. Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns haben am Donnerstag gleich zu Handelsbeginn nachgegeben. Die Titel sanken in einem relativ stabilen Marktumfeld um rund 2 Prozent.

Weniger Lust auf Süsses

Bislang hatte sich Nestlé mittelfristig ein Wachstum von 5 bis 6 Prozent zum Ziel gesetzt – 2011 war der Konzern sogar um 7,5 Prozent gewachsen. Doch diese Raten hatte Nestlé in den vergangenen vier Jahren nicht mehr erreicht: Zum einen forderten das geringere Wachstum in Schwellenländern und die maue Wirtschaft in Westeuropa ihren Tribut. Zum anderen machten Konsumenten zunehmend einen Bogen um die Fertigprodukte und Süssigkeiten des Marktführers.

Schneider, der sein Amt offiziell zu Jahresbeginn angetreten hat, will Abhilfe schaffen: Bis 2020 peilt er wieder mittlere einstellige Wachstumsraten an. Eckpunkte zu seiner Strategie will er auf der Pressekonferenz am Vormittag bekanntgeben. Weitreichende Änderungen seien jedoch nicht zu erwarten, liess er durchblicken. Bei Nestlé gehe es um Kontinuität.

Auch Sparen belastet die Kasse

Investoren erwarten von Schneider einen Ausbau des Gesundheitsgeschäfts – etwa mit Spezialnahrung für alte oder kranke Menschen – möglicherweise über grössere Zukäufe: «Es ist klar, ein Deal muss gross genug sein, damit er für Nestlé – einen Giganten der Konsumgüterindustrie – ins Gewicht fällt», sagte Antoine Hamoir, Analyst und Fondsmanager beim Anlagehaus Candriam. Er hält Nestlé-Aktien.

Zugleich will Schneider sparen – doch das kostet zunächst Geld: Für das laufende Jahr erwartet Nestlé Restrukturierungskosten von 500 Millionen Franken. Das dürfte sich auch in den Renditen niederschlagen: 2017 rechnet Nestlé zu konstanten Wechselkursen mit einer stagnierenden operativen Ergebnismarge. Details zum Sparprogramm gab es zunächst nicht.

Konkurrenz plagen ebenfalls Sorgen

Nestlé ist mit seinen Problemen nicht allein – auch die Konkurrenz wächst langsamer: Der Umsatz des französischen Lebensmittel-Konzerns Danone stieg im Vorjahr wegen der schwachen Nachfrage aus Europa und China auf vergleichbarer Basis um 2,9 Prozent. In den kommenden drei Jahren will Danone die Kosten um eine Milliarde Euro senken. Der britisch-holländische Rivale Unilever mit Marken wie Lipton, Knorr und Rexona steigerte seinen Umsatz um 3,7 Prozent und erwartet für 2017 ein Plus zwischen 3 und 5 Prozent.

Bei Nestlé erreichte der Umsatz 2016 in absoluten Zahlen 89,5 Milliarden Franken, während der Gewinn unter anderem wegen eines Steuereffekts auf 8,5 Milliarden Franken zurückging. Damit schnitt Nestlé schlechter ab als Analysten erwartet hatten. Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende von 2,30 (Vorjahr: 2,25) Franken je Aktie erhalten.

Welche Produkte Nestlé am meisten einbringen und welche Regionen besonders lukrativ sind, sehen Sie in der Bildergalerie oben.

(reuters/jfr)