Liebesbeziehungen können in der Arbeitswelt so zerstörerisch wie hilfreich sein. Ein Grund, weshalb der damalige CEO der Raiffeisen-Bank, Patrik Gisel, für die Bank 2018 kaum noch haltbar war: die Liebschaft mit Raiffeisen-Schweiz-Verwaltungsrätin Laurence de la Serna, eine Spezialaufgabe für die Compliance-Abteilung.

Jetzt heuert Gisel offiziell als CEO bei Jean Gallay an, Hersteller von Maschinenteilen unter anderem für Kampfjets. Die Delegierte und Firmenverwalterin von Jean Gallay: Laurence de la Serna.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Gisel war CEO von Raiffeisen von 2015 bis 2018. De la Serna war Verwaltungsrätin von Raiffeisen Schweiz von Juni 2017 bis Juni 2018. Der Verwaltungsrat von Raiffeisen verhandelte 2018 mit Gisel über eine einvernehmliche Trennung. Er sollte eigentlich bis Ende 2018 bleiben. Es kam anders.

Zwei Angelegenheiten sorgten für den frühzeitigen Bruch: einerseits Gisels Nähe zu seinem damaligen Weggefährten und Raiffeisen-CEO-Vorgänger Pierin Vincenz, welcher im Februar 2018 in Untersuchungshaft musste. Und die Liebe.

Weggefährte Pierin Vincenz verurteilt

In der Causa Vincenz ist in diesem Jahr nach einem Jahrzehnteprozess das erstinstanzliche Urteil gegen den früheren Raiffeisen-Chef wegen Betrugs, Veruntreuung, ungetreuer Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung ergangen: drei Jahre und neun Monate Gefängnis. Vincenz hat Berufung angekündigt, der schriftliche Entscheid der ersten Instanz steht noch aus.

Das Ende der Geldgier

Die Plädoyers der Verteidiger-Phalanx griffen nicht. Das Zürcher Bezirksgericht hat ein hartes und glasklares Urteil gefällt: Betrug, mehrfache ungetreue Geschäftsbesorgung, Veruntreuung. Dazu eine Gefängnisstrafe von vier Jahren für Beat Stocker und dreidreiviertel Jahren für Pierin Vincenz sowie Rückzahlungen in Millionenhöhe. Die beiden Hauptbeschuldigten müssen also ins Gefängnis und obendrein stehen ihnen siebenstellige Rückforderungen ins Haus. Das Verdikt ist noch lange nicht rechtskräftig, es wird zweifellos bis vors Bundesgericht durchgefochten. Bis dann gilt die Unschuldsvermutung.

Doch der erstinstanzliche Schuldspruch ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten. Und das ist recht so. Über Jahre und in mehreren Fällen haben sich Vincenz und Stocker klandestin an Kleinfirmen beteiligt und diese der kapitalkräftigen Bank Aduno weiterverkauft und dabei klammheimlich abkassiert. Dass die verkauften Firmen von zweifelhafter Substanz waren, bezeugt eine Aussage von Stocker, der von einem «Piece of Shit» schrieb; gleichwohl hat man die Nullnummer der Aduno untergejubelt. Hauptsache, der Profit stimmte.

Mehr lesen Sie hier.

Vincenz wurde vorgeworfen, sich an mehreren Firmen heimlich vorab beteiligt zu haben, um dann bei Raiffeisen und beim Finanzdienstleister Aduno (heute Viseca) dafür zu sorgen, dass diese die Firmen kaufen. Das Ausnutzen von Schattenbeteiligungen hätte ihm unrechtmässige Gewinne in Millionenhöhe eingebracht. Gisel wurde die Mitwisserschaft unterstellt.

Dieser distanzierte sich deutlich von den Transaktionen rund um Aduno. Vincenz habe diese Geschäfte ausserhalb der Bank eingefädelt, intern habe man keine Kenntnis gehabt. Aber die Nähe blieb Thema, Vincenz war eine schwere Hypothek für Gisel.

Zu spät offengelegt

Das Fass zum Überlaufen brachte schliesslich die Liebesbeziehung zur Raiffeisen-Verwaltungsrätin de la Serna. Gisel legte dem Verwaltungsrat die Beziehung erst offen, als Medien danach fragten. Zu spät. Das Vertrauen der Bankenführung war dahin.

De la Serna schied im Juni aus dem Verwaltungsrat aus, offiziell wegen «Veränderungen im beruflichen Umfeld sowie aus persönlichen Gründen». Gisel selbst beteuerte, dass er erst nach de la Sernas Rücktritt die Beziehung begonnen habe. Wie es intern hiess, hätte der Verwaltungsrat jedoch Zweifel an dieser Darstellung gehabt.

Jetzt finden die beiden beim Genfer Industriebetrieb Jean Gallay wieder zusammen: Gisel als CEO, Laurence de la Serna als Verwaltungsrätin. Die gemeinsame Geschichte ist von Anfang an klar. Die Liebe zur Aviatik teilen sich auch noch. Gisel stellte in der Vergangenheit regelmässig Bilder ins Netz, die den Vater zweier Kinder als Hobbypilot zeigen. Er ist gemäss Medienberichten Mitbesitzer eines zweimotorigen Sportflugzeugs, mit dem er sogar Geschäftsflüge machte. 

Gisel auf Facebook

Screenshot vom Juni 2018: Gisel teilt Bilder auf Facebook. 

Quelle: Screenshot