Flugpassagiere besteigen ein Flugzeug in der Gewissheit, dass im Cockpit zwei Menschen sitzen. Manche Flugreisende beruhigt auch die Vorstellung, dass Pilot und Copilot wegen der Vergiftungsgefahr nicht das gleiche Menu essen – auch wenn diese Regel längst nicht alle Airlines anwenden und es diesbezüglich auch keine branchenweite Richtlinie gibt. 

Um das Risiko eines führerlosen Flugs zu minimieren, sind immer zwei Personen für einen Passagierjet verantwortlich – anders etwa als in Zügen oder Bussen. Aber dies könnte sich in einigen Jahren ändern. 

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Denn vom Preisdruck geplagte Fluggesellschaften sähen ganz gerne Flugzeuge, die nur einen Piloten benötigen würden. Personalkosten sind ein nicht unwichtiger Faktor bei Airlines, wenn man bedenkt, dass sich ein Traditionscarrier wie Air France altgediente Flugkapitäne im Jahr noch immer bis zu 300’000 Euro kosten lässt. Aber auch bei den Billigfliegern, die viel tiefere Löhne zahlen, gilt die Devise: Kosten runter, wo immer es geht.  
 

Boeing dementiert Pläne

Die Diskussion um das Einer-Cockpit hat vor einigen Tagen enorm an Intensität gewonnen. Der Grund ist ein neues Flugzeug, das vielleicht demnächst in die Entwicklung geht. Die Rede ist von der Boeing 797, einem neuen und völlig neu konzipierten Schmalrumpfflieger. Es wäre der nächste Boeing-Jet nach der «Dreamliner» genannten 787, die seit 2011 an Kunden ausgeliefert wird. 

Die 797 könnte US-Hersteller in einigen Jahren auf den Markt bringen. Flugzeugexperten und Aviatikfans glauben nun, dass Boeing mit dieser Neuentwicklung den Schritt zu einem Jet wagen wird, der nur noch einen Piloten hat. Die Diskussion nahm vor allem in der englischsprachigen Welt dermassen Fahrt auf, dass sich Boeing veranlasst sah, solche Gerüchte zu dementieren. 

Entwicklung geht weiter

Dennoch läuft die Entwicklung in Richtung kleinerer Cockpitbesatzungen. Bis in die 80er Jahre waren die Cockpits grosser Flugzeuge von drei oder gar vier Personen besetzt. Neben dem Piloten und dem Copiloten gab es noch einen Bordingenieur, manchmal auch einen Navigator. Bei der Zweierbesatzung ist es aber geblieben. Weder Boeing noch Airbus noch ein anderer namhafter Hersteller hat je ein Passagierflugzeug auf den Markt gebracht, das von nur einem Piloten gesteuert wird. 

Nur, so absurd ist das Einer-Cockpit dennoch nicht mehr. Anderswo gibt es gar keine Fahrer mehr: Selbstfahrende Züge sind Standard geworden, autonomes Fahren mit Autos ist in der Entwicklung weit fortgeschritten. Es gibt, so die Diskussion unter Experten, also keinen Grund, dass von künstlicher Intelligenz unterstützte Mobilität nicht auch im Flugzeug weiterentwickelt werden soll. 

Schon heute werden Piloten von zahlreichen Systemen unterstützt, die grosse Teile des Flugs steuern. Ein Ein-Pilot-Jet hätte wohl aber nicht einen «virtuellen Copiloten» an Bord, sondern würde von einem zweiten Piloten am Boden begleitet. Dieser könnte gleichzeitig eine ganze Reihe von Flügen betreuen und wäre im Notfall in der Lage, einen Jet ferngesteuert zu landen. 

737-Max-Abstürze verunsichern Passagiere

Klar ist allen Experten, dass Ein-Piloten-Flugzeuge frühestens in zehn Jahren die Luft gehen werden. Wenn, dann wird die Technologie wohl zuerst in Frachtflugzeugen eingeführt. Es hat seine Gründe, dass man bei Passagierflugzeugen viel vorsichtiger ist. 

Die Grenzen von automatisierten Steuersystemen haben sich zuletzt bei den zwei Abstürzen von Boeings 737 Max gezeigt. Fehler an Sensoren führten wohl in beiden Fällen dazu, dass die Steuerungssoftware MCAS falsche Befehle lieferte und die Flugzeuge so in den Sturzflug dirigierten. 

Boeings Dementi, dass der nächste Jet nur einen Piloten haben wird, hat also seinen Grund. Dennoch treibt der US-Flugzeugbauer genau wie die anderen Hersteller die Entwicklung zum Ein-Piloten-Flugzeug natürlich weiter. Bis eines Tages die Diskussion aufkommen wird, komplett führerlose Jets durch den Himmel zu schicken. 
 

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