Wer den Text über Otto B. Happel in der Dezember-Ausgabe der BILANZ aufmerksam gelesen hat, dürfte am 10. April von der Nachricht in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» nicht überrascht worden sein: «Happel hat Deutschlands härtesten Manager weich geklopft.» Happel hatte Kajo Neukirchen klassisch ausgeknockt.
Otto Happel hat vor Jahren schon einen repräsentativen Unternehmenssitz eingerichtet an Luzerns feinster Adresse: im Kunst- und Kulturzentrum (KKL). Dort residiert seine Luserve AG als unscheinbare Vermögensverwaltungsgesellschaft.
Mit zwei bis drei Milliarden Franken rangiert der 55-Jährige unter den 300 Reichsten der Schweiz.
Seit Jahren bereits hatte der zurückhaltend am Seeufer lebende Stratege Happel den Vorstandsvorsitzenden Karl-Josef (Kajo) Neukirchen von der im deutschen M-DAX kotierten MG Technologies im Visier. Schon kurz nach dem Verkauf von Happels früherer Familienfirma, dem Bochumer Maschinenbaukonzern Gea, für Bargeld in Milliardenhöhe plus ein zehnprozentiges Aktienpaket des Käufers MG, kam es zu Verwerfungen zwischen dem MG-Chef Neukirchen und dessen Zehnprozentaktionär Happel. Der in die Schweiz übergesiedelte Westfale Happel registrierte ungewöhnliche Attacken. Privatschnüffler spähten Happels privates Revier aus, mussten allerdings einen untadeligen Lebenswandel protokollieren.
Happel bewies Nerven und beauftragte eine renommierte Wirtschaftsprüferfirma mit einer neutralen Studie über die MG Technologies. Als erste Ergebnisse an die Börse durchsickerten, crashte der MG-Kurs. Happel wartete länger als ein Jahr, bis er für schätzungsweise 120 Millionen Euro seinen persönlichen MG-Anteil verdoppelte.
BILANZ hatte erste Hinweise schon vor einem knappen halben Jahr und berichtete über Happels unverändertes Ziel: «Ein neues Management für MG.» Und dass Happel seine MG-Aktienposition «tendenziell ausgebaut» habe. Wer zehn Prozent besitzt und zukauft, zielt zumeist auf die 25-Prozent-Sperrminorität. Mit angemeldeten 20 Prozent ist Happel derzeit unbestritten der grösste MG-Aktionär ? und wird bei der nächsten MG-Hauptversammlung vier Sitze im Aufsichtsrat besetzen.
Dieses Kontrollgremium dürfte sich mit pikanten Details aus der Buchhaltung des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Neukirchen befassen. Dass der 61-Jährige schon früher teuren Rotwein und Zigarren über das Firmenspesenkonto abgerechnet hatte, ist aktenkundig.