Der Finanzinvestor Permira beendet sein Gastspiel beim Modekonzern Hugo Boss. Knapp acht Jahre nach dem Einstieg bei dem Metzinger MDax-Konzern verkauft die Beteiligungsgesellschaft nun ihre letzten Aktien. Permira platziere die verbliebenen 8,4 Millionen Aktien oder 12 Prozent des Grundkapitals bei institutionellen Investoren, teilte Hugo Boss am Dienstag mit. Dadurch erhöht sich der Streubesitz auf 91 Prozent des Grundkapitals und zeitgleich steigt auch die Chance des Unternehmens auf einen Aufstieg in den deutschen Leitdindex Dax. Permira wiederum macht ordentlich Kasse.

Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge gehen die Papiere zu je 113 Euro über den Tisch. Damit hätte sich das Engagement bei Hugo Boss gelohnt. Permira war 2007 bei den Schwaben eingestiegen, als der Preis je Anteilsschein noch bei rund 45 Euro lag. Das gestiegene Kursniveau hat Permira sich schon früher zu Nutze gemacht. Seit 2011 wurden immer wieder Papiere verkauft, in den vergangenen sieben Monaten versilberte Permira mehrfach grössere Aktienpakete.

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Kandidaten für den Dax

Am Dienstag drückte das Überangebot von Aktien zunächst auf den Kurs. Händler werteten es aber insgesamt als positiv, dass die Platzierungen nun eine Ende hätten.

Da nun mehr Hugo-Boss-Aktien an der Börse gehandelt werden, sehen Analysten wie Wolfgang Vasterling von der NordLB die Schwaben als Kandidaten für den Dax. Das hätte den Vorteil, dass die Aktie mehr Aufmerksamkeit von Investoren erhält. Fonds, die beispielsweise den Leitindex nachbilden, müssten dann automatisch auch Boss-Papiere kaufen.

Mehr Einfluss für Familie Marzotto

Den Ausstieg von Permira haben alte Bekannte wiederum genutzt, um ihren Einfluss bei Hugo Boss auszubauen. Die Familie Marzotto wird künftig als grösster Aktionär 7 Prozent der Aktien kontrollieren. Weitere 2 Prozent liegen beim Unternehmen selber.

Marzotto ist eine bekannte Grösse in Metzingen. Der Textildynastie gehörte einst die frühere Hugo-Boss-Mutter Valentino Fashion Group (VFG). Durch die Übernahme von Valentino wurde Permira damals Hauptaktionär von Hugo Boss. Ganz verschwunden vom Radar war Marzotto aber nie. Die Familie blieb auch nach der Permira-Übernahme an einer Holdinggesellschaft von Hugo Boss beteiligt und stellt zudem seit 2010 zwei Mitglieder im Aufsichtsrat des Konzerns.

Erfolgreiche Partnerschaft

«Die Partnerschaft von Hugo Boss und Permira war eine sehr erfolgreiche», kommentierte Boss-Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs die Entwicklung. Seit dem Einstieg des Investors sei der Umsatz um fast eine Milliarde Euro auf zuletzt 2,6 Milliarden Euro gestiegen. Der Gewinn habe sich in der gleichen Zeit mehr als verdoppelt.

Dabei hatte die Übernahme durch Permira seinerzeit durchaus für Schockwellen im Unternehmen gesorgt. Der damalige Vorstandschef Bruno Sälzer, der nach einem Abstecher beim Luxuslabel Escada inzwischen die Lifestylefirma Bench leitet, verliess ebenso wie andere Manager das Unternehmen.

Permira holte daraufhin 2008 Lahrs an Bord, der zuvor unter anderem die Luxusmarke Dior gesteuert hatte. Lahrs trieb vor allem den eigenen Einzelhandel voran, vergrösserte das Standbein im Ausland und baute das Geschäft mit der Damenmode aus. "Nun beginnt eine neue Phase der Unternehmensentwicklung, in der wir diesen Kurs konsequent vorantreiben werden", sagte er jetzt nach dem Permira-Ausstieg. Im vergangenen Jahr war Hugo Boss allerdings vom konjunkturellen Gegenwind gebremst worden und auch 2015 wird der Konzern voraussichtlich nicht so stark wachsen wie die meisten Analysten es sich ursprünglich erhofft hatten.

(awp/ccr)