Noch nie wurde an einer Fussball-Weltmeisterschaft ein derart grosser Aufwand betrieben für die weltweite Fernsehübertragung wie dieses Jahr in Brasilien. Der dafür zuständige Zuger Sportvermarkter Infront beschäftigt beim Anpfiff rund 3000 Leute vor Ort.

BILANZ: Herr Blatter, haben Sie schon einmal daran gedacht, ihren Nachnamen zu ändern?

Philippe Blatter: Ich habe mir tatsächlich schon überlegt, den Namen meiner Frau anzunehmen (lacht). Weshalb fragen Sie?

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In jedem Artikel über Sie steht: Philippe Blatter, Neffe von Fifa-Präsident Sepp Blatter. Das muss Sie doch ärgern.

Als ich Chef von Infront wurde, habe ich mich eine Zeit lang über diesen Hinweis aufgeregt. Doch heute ist es mir egal. Infront und ihre Vorgängerorganisationen arbeiten seit 1997 für den Weltfussballverband Fifa. Diese Zusammenarbeit ist nur deshalb so eng, weil unsere Dienstleistungen stimmen.

Ist die Fifa immer noch wichtigster Partner von Infront?

Nach dem Verlust der Fifa-Rechte war es für uns eine Überlebensfrage, neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Infront hat seither stark diversifiziert. Unsere Strategie steht auf fünf Pfeilern: Wintersport, Fussball, Sommersport, Medienproduktion sowie Sport-Services. Die Umsatzverteilung auf diese Pfeiler ist relativ ausgeglichen. Heute betreuen wir in 25 Sportarten 130 Rechtehalter. Die Fifa ist einer davon.

Das Sportereignis dieses Jahres ist die Fussball-WM. Wie stark ist Infront in Brasilien involviert?

Unsere Tochter, die Medienproduktionsirma HBS, bereitet sich bereits in Brasilien vor. Beim Anpfiff werden es etwa 3000 Leute sein, die für die Übertragung der WM sorgen. Die Mehrheit wird nur temporär beschäftigt. Als Dienstleister arbeiten unsere Mitarbeiter als Teil des Fifa-Teams in entsprechenden Uniformen. Infront als Marke tritt nicht auf.

Welche Herausforderungen bringt ein Grossanlass mit sich?

Zu den üblichen Herausforderungen kommt in Brasilien dazu, dass aktuell noch nicht alle Stadien fertig gestellt sind. Auch die Unruhen im Vorfeld der WM könnten unsere Arbeit erschweren. Ich hofe, dass die brasilianische Elf bis in den Final kommt, das dürfte die angespannte Lage entschärfen.

Wie haben sich die technologischen Ansprüche an die TV-Übertragung seit 1998 gewandelt?

Der technische Aufwand ist gigantisch. 1998 wurden noch maximal 16 Kameras pro Spiel eingesetzt, heute sind es bis zu 34. Bei zwölf Stadien bedeutet das mehr als 400 Kameras. Auch stemmt die Fifa mit unserer Hilfe drei Produktionen gegenüber einer 1998: Broadcasting für TV, für mobile Geräte und Internet sowie für hochauflösendes Fernsehen. Und dann wird Lizenznehmern erstmals eine Second-Screen-Applikation angeboten.

Das müssen Sie genauer erklären.

Über diese Anwendung können TV-Zuschauer selbst entscheiden, aus welcher Kameraperspektive sie beispielsweise ein Tor nochmals sehen wollen. Fans verfolgen das Spiel live im Fernsehen und können gleichzeitig Zusatzinformationen wie Statistiken und Liveübertragungen einzelner Kameras auf dem Tablet abrufen. Über den zweiten Bildschirm sind auf Knopfdruck auch Wiederholungen von Schlüsselszenen verfügbar.

Das ganze Interview lesen Sie in der neuen «BILANZ», ab Freitag am Kiosk oder mit Abo jeweils bequem im Briefkasten.

 

Dirk Schütz
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