Kürzlich haben Sie eine der ersten PC-24 an den ehemaligen Nestlé-VR-Präsident Peter Brabeck übergeben. Hat er Ihnen schon eine Mängelliste für seinen Businessjet geschickt?
Nein, er ist sehr zufrieden. Er und seine Piloten machen nun Tests mit dem neuen Flugzeug. Herr Brabeck hat ja eine Fluggesellschaft mit dem Namen Brabair gegründet und dafür soll der PC-24 unterwegs sein. Den Flieger von Pilatus können Sie dann dort chartern.

Hat Herr Brabeck Sie schon mitgenommen in seinem neuen Jet?
Er hat mich noch nicht mitgenommen. Das ist aber nicht so schlimm. Ich kann immer mal wieder in einem unserer drei Testflugzeuge unterwegs sein.

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Wie ist sonst das Feedback der Kunden?
Wir haben bisher vier PC-24 ausgeliefert, 84 sind bestellt. Der Erstkunde, das Unternehmen Planesense in den USA, hat bisher die meiste Erfahrung mit dem PC-24. Bei denen läuft die Pilotenschulung auf Hochtouren. Innerhalb von zwei Monaten sind die 240 Stunden unterwegs gewesen. Das ist sehr viel für ein neues Serienflugzeug. Es hat keine Zwischenfälle gegeben.

Derweil muss sich der Bundesrat weiter gedulden, bis seine PC-24 ausgeliefert wird?
Das wird sicherlich noch bis Anfang Dezember 2018 dauern. Derweil läuft die Zertifizierung für den neuen Jet weiter: Wir zertifizieren für den Einsatz auf Sandpisten und Schotterpisten. Ausserdem müssen wir für steile Landeanflüge noch Tests machen, damit wir auch an Flughäfen wie London City landen können. Das ist aber alles kein Problem für den PC-24.

Was müssen Sie noch verbessern am PC-24?
Alles.

Das klingt ja nicht so gut.
Nein, das tönt gut. Das ist die Pilatus-Philosophie. Wir müssen unsere Flugzeuge immer laufend verbessern. Nehmen Sie als Beispiel den PC-12. Das Modell ist schon 25 Jahre alt. Die erste Generation hat nichts mehr gemein mit den PC-12, die wir heute ausliefern.

Und beim PC-24, was wird da konkret neu?
Da geht es vor allem um das Gewicht. Das wollen wir weiter reduzieren. Bis Ende Jahr bekommen wir das hin. Das ist allerdings auch eine grosse Herausforderung. Nehmen Sie das Beispiel der Batterien. Wenn es da neue Modelle gibt, mit Lithium-Ionen-Technik, dann spart das bis zu 20 Kilogramm an Gewicht.

Was war die grösste Herausforderung im PC-24? Pilatus hat ja zuvor noch nie einen Düsenjet gebaut.
Da gibt es viele Sachen. Das fing schon damit an, eine Nische zu finden, wo wir Bedarf für unser neues Flugzeug sehen. Das ist ein enormes Risiko, da können Sie sehr viel Geld in den Sand setzen, wenn Sie falsch liegen. Und Sie merken es erst viel zu spät, wenn es nicht klappen sollte. Wir haben deshalb sehr viel mit Kunden und Piloten geredet, um zu erfahren, wo es Möglichkeiten gibt. Der PC-24 muss ja in der Höhe sehr schnell sein, aber auch auf kurzen Pisten starten und landen können. Dafür sind ganz spezielle Flügelprofile gefragt. Das war alles nicht sehr einfach.

Sind die vielen Veränderungen der Grund, warum die nächste PC-24-Generation so viel teurer werden soll?
Die nächsten Flieger werden nicht wegen der Veränderungen teurer. Aber die allerersten Kunden haben den PC-24 ja gekauft, ohne ihn jemals gesehen oder sogar geflogen zu haben. Das war ein enormes Risiko für sie. Sie haben Pilatus vertraut.

Die ersten Kunden zahlten rund 9,5 Millionen Dollar, da war also schon ein Rabatt drin für das Risiko?
Ja, das kann man so sagen.

Wieviel kostet der nächste PC-24 mehr? 10, 20 oder 50 Prozent?
Das kann ich noch nicht genau sagen. Das hängt ja auch von der Konkurrenzsituation ab. Aber sicherlich nicht mehr als 30 Prozent.

Welcher Typ ist der grösste Konkurrent für den PC-24?
Da gibt es einige, allen voran der Embraer Phenom 300. Der kann zwar vieles, was der PC-12 kann, aber nicht das alles, was der PC-24 leistet.

Was haben eigentlich die Pilatus-Aktionäre gesagt, dass Sie mit dem PC-24 so viel Risiko eingegangen sind?
Die sind mir gefolgt, anders kann ich es nicht sagen. Wir haben das PC-24-Programm vollständig selbst finanziert, das werden sicherlich 600 Millionen Franken sein.

Sie haben für den PC-24 einen Orderstopp. Wann nehmen Sie wieder Bestellungen auf?
Es ist ja fast ein wenig arrogant, was wir gemacht haben, als wir einen Orderstopp erlassen haben. Wir wissen noch nicht genau, wann wir wieder loslegen. Irgendwann im kommenden Jahr wird es aber soweit sein.

Wie gross ist der Markt für das Modell?
Der limitierende Faktor sind wir selbst, wir sind zu schnell gewachsen. Nun müssen wir dafür sorgen, dass alles gut klappt mit den Bestellungen, die wir haben. Dieses Jahr produzieren wir 23 PC-24, nächstes Jahr dann 40, danach das Jahr 50. Dann sehen wir weiter.

Die USA sind der wichtigste Markt für den PC-24. Wie wirkt sich die Trump-Politik auf Ihr Geschäft aus?
Bisher hat das keine Konsequenzen, wir haben schon vor vier Jahren entschieden, in den USA ein Werk zur Endmontage der PC-24 zu bauen. Das geht weiter wie bisher. Ende des Jahres werden wir dort produzieren. Derweil bauen wir natürlich auch den Standort Schweiz aus. Sicherlich könnten wir irgendwo auf der Welt billiger produzieren, aber in der Schweiz stimmt die Qualität und auch hierzulande lässt sich einiges automatisieren.

Was kommt nach dem PC-24? Können Sie sich nun ausruhen?
Wir machen den PC-24 besser, das braucht viel Kapazität. Derweil steht beim PC-12 ein Sprung an, da rechnen wir gerade viel. Auch beim PC-21 sind wir stark beschäftigt.

Pilatus in Zahlen:

Der Flugzeugbauer Pilatus aus Stans erzielte im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 986 Millionen Franken. Ausgeliefert wurden 115 Flugzeuge, für das Unternehmen arbeiten 2000 Menschen.

Der PC-24 ist das erste Düsenflugzeug von Pilatus. Der Business-Jet kann auch auf kurzen Pisten starten und landen. Im Februar war die erste PC-24 an einen Kunden, das US-Unternehmen Planesense, übergeben worden. Planesense hat insgesamt sechs Flieger dieses Typs bestellt.

Kürzlich erhielt auch der ehemalige Verwaltungsratspräsident von Nestlé, Peter Brabeck, seinen PC-24-Jet. Der Bundesrat soll seinen PC-24 im Winter dieses Jahres bekommen.

Tim Höfinghoff
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