Können Sie mit dem neuen Akku-Bohrhammer TE-2A umgehen?

Pius Baschera: Selbstverständlich, der ist so einfach, dass selbst ein CEO ihn bedienen kann. Übrigens: Jeder Mitarbeitende, der bei uns eine Stelle antritt, trainiert den Einsatz der wichtigsten Hilti-Produkte.

Hilti gibt sehr viel Geld für Forschung und Entwicklung aus. Bei Ihrem Konkurrenten Black & Decker sind es 2 bis 2,5% des Umsatzes. Wie hoch ist Ihr Anteil?

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Baschera: Die Innovation ist eine wichtige Kernkompetenz von Hilti und eine bedeutende Säule unserer Strategie. 2004 haben wir rund 140 Mio Fr. in Forschung und Entwicklung investiert, dieses Jahr dürften es 140 bis 150 Mio Fr. sein. Das sind 4 bis 5% des Umsatzes.

Hilti ist seit vielen Jahren Marktleader. Ist denn dieses Unternehmen wirklich unverletzlich?

Baschera: Wir beobachten sehr genau, wie sich Kundenbedürfnisse verändern oder welche Konstellationen sich am Markt abzeichnen. Natürlich hätten bestimmte Entwicklungen etwa völlig neue Technologien am Bau oder ein dramatisch verändertes Einkaufsverhalten beim Kunden Auswirkungen auf unser Unternehmen.

Wie wappnen Sie sich dagegen?

Baschera: Im Rahmen unseres Risk-Managements bewerten wir sowohl strategische als auch operative Risiken. Das erlaubt es Hilti, sich intensiv auf mögliche Veränderungen vorzubereiten. Und wir haben einen Technologieradar: Das ist eine Art Frühwarnsystem. Wir beobachten zum Beispiel alles, was sich auf dem Gebiet der Fertigungs- oder Produkttechnologien tut, und wir sind dazu in ständigem Kontakt mit den Top-Universitäten und unabhängigen Forschungsinstituten. Zudem haben wir dank unseres Direktvertriebssystems auch noch einen Marktradar. 8000 der 15000 Mitarbeitenden sind täglich in Kontakt mit Kunden. Das ergibt rund 100000 Kundenkontakte pro Tag.

Und wie werden diese Beobachtungen in Produkte umgelegt?

Baschera: Das Feedback der Kunden wird zusammengefasst, gute Ideen gehen in die Neuentwicklung von Produkten. Wir arbeiten auch mit so genannten Vertrauenskunden zusammen, deren Meinung unmittelbar in den Entwicklungsprozess einfliesst.

Wenn Sie für Forschung und Entwicklung so viel ausgeben: Wie hoch ist denn der Anteil an Produkten, die «jung» sind?

Baschera: 2004 wurden rund 30% des Umsatzes mit Produkten generiert, die weniger als drei Jahre alt sind.

Auch die Konkurrenz attestiert Hilti Marktführerschaft. Lässt sie sich auch in einem schwierigen Umfeld aufrechterhalten?

Baschera: Davon bin ich überzeugt. Zum einen wegen unserer hohen Innovationskadenz, zum anderen weil wir durch unsere Marktleistung Mehrwert für den Kunden schaffen und seine Produktivität steigern. Wir sind im Sinne unserer Produkt- und Marktführerschaftsstrategie nur in Bereichen tätig, wo wir weltweit eine Spitzenposition erfolgreich behaupten können.

Genügt das?

Baschera: «Flankierend» haben wir das Shop-in-Shop-System in grossen Handelsketten für Bauprofis forciert. Beispielsweise bei Home Depot in den USA oder bei La Plateforme du Bâtiment in Frankreich. Hier können sich kleinere Handwerksbetriebe mit unseren Produkten eindecken, wobei sie durch unsere eigenen Mitarbeitenden beraten werden. Und schliesslich haben wir das E-Business lanciert, welches sich in den Märkten erfolgreich behauptet.

Wie hat sich das für Hilti relevante Bauvolumen weltweit entwickelt?

Baschera: Nach der rückläufigen Entwicklung in den letzten Jahren ist das Bauvolumen im Jahr 2004 leicht gewachsen um 0,5 bis 1%. Unsere Umsatzentwicklung liegt deutlich darüber, das heisst, dass Hilti wiederum schneller gewachsen ist als der Markt.

In den ersten vier Monaten 2004 profitierte Hilti von einem positiven Währungseinfluss, aber die Abwertung des Dollar und Euro gegenüber dem Franken neutralisierte diese Entwicklung im Verlauf des zweiten Trimesters. Erwarten Sie eine Fortsetzung dieses Trends?

Baschera: Wir bestätigen unsere Prognose vom letzten Herbst und erwarten für 2004 ein zweistelliges Umsatzwachstum in Landeswährungen. Wegen des negativen Einflusses aus dem Währungsumfeld und der Rohstoffpreise gehen wir davon aus, dass sich das Konzernergebnis im Rahmen des Umsatzwachstums entwickeln wird.

Haben dieses Jahr alle Regionen zur Steigerung des Umsatzes beigetragen?

Baschera: Ja, an diesem Wachstum sind alle Regionen beteiligt.

Hilti hat in den USA und in Mexiko Fabriken geschlossen und die Produktion nach Europa und China verlagert. Welchen Stellenwert hat China, und welches Wachstum wird dort angepeilt?

Baschera: Als schnell wachsender Baumarkt ist China für uns wichtig. Bezogen auf den Gesamtumsatz ist dieser Anteil noch klein, aber wir erwarten, dass das Volumen für die Gruppe bedeutender wird. Darüber hinaus ist China für uns ein wichtiger Versorgungsstandort: Wir betreiben derzeit zwei Werke in China. Dort konzentrieren wir uns auf die integrierte Entwicklung und Produktion sowie auf den Zukauf bestimmter Produktegruppen. So erzielen wir Standortvorteile.

Haben Sie keine Bedenken, dass die Chinesen irgendwann mit ihren Produkten nach Europa drängen, Produkte, die sie möglicherweise Hilti nachgemacht haben?

Baschera: In der Tat sind die Chinesen heute schon in Europa präsent, und zwar im Do-it-yourself-Bereich. Irgendwann werden die Chinesen sicherlich auch in den Profibereich eindringen. Hilti trifft für diesen Einstieg auf alle Fälle intensive Vorbereitungen.

Welche Bedeutung hat Europa als Versorgungsmarkt für Hilti in der Zukunft?

Baschera: Unsere Produkte brauchen auch weiterhin das Know-how aus Europa. Sie werden von hoch qualifizierten Mitarbeitenden auf kapitalintensiven Maschinen unter Einsatz von Spitzentechnologie gefertigt. Zudem liegt die Fertigungstiefe bei rund 30%, wir sind bei 70% der Teile auf Zulieferer angewiesen, die ebenfalls auf hohem Niveau arbeiten.

Seit gut einem Jahr ist Hilti nicht mehr an der Börse. Hilti war zwar nie eine echte Publikumsgesellschaft, weil die Familie Hilti via Trust die Mehrheit hatte. Hat sich nach dem Going private etwas verändert?

Baschera: Nein, weder im strategischen noch im operativen Bereich.

Sie sind 54 Jahre alt, in zwei Jahren fällt gemäss Gepflogenheiten des Hauses die Altersguillotine. Ist die Nachfolge geregelt?

Baschera: Es wird sicher jemand aus dem Konzern sein, der die gleichen Wertvorstellungen hat wie wir. Im Übrigen bedeutet bei uns das Ausscheiden aus der operativen Funktion nicht zwingend, auch gleichzeitig aus dem Konzern auszuscheiden: Im Verwaltungsrat oder im Trust gibt es wichtige Funktionen zu übernehmen, und damit bleibt dem Unternehmen langjährige Erfahrung erhalten.

Ist das Alter von 56 Jahren nicht etwas früh, um einen CEO aus dem Verkehr zu ziehen?

Baschera: Management-Entwicklung ist Teil unserer Unternehmenskultur. Ich finde es richtig, wenn die Konzernspitze immer wieder verjüngt wird.



Steckbrief

Name: Pius Baschera

Funktion: CEO Hilti AG, Schaan

Geboren: 1950

Zivilstand: Verheiratet

Ausbildung: Maschineningenieur und Betriebswissenschafter an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich

Karriere

1979-1981 Leiter Produktionscontrolling, Hilti AG

1982-1984 Leiter Unternehmensentwicklung, Hilti Inc. Tulca USA

1985-1989 Geschäftsleiter Hilti Deutschland GmbH

1989-1990 Leiter Marktregion Europa und Mitglied der Konzernleitung Hilti AG

Seit 1994 CEO Hilti AG

Firma

2004 hat sich Hilti von der Börse zurückgezogen, verabschiedete sich vom Finanzgeschäft und ist zum reinen Industriebetrieb geworden. Mit über 15000 Mitarbeitenden werden mehr als 3 Mrd Fr. umgesetzt. Hilti bietet Produkte und Systeme zum Messen, Bohren, Meisseln, Installieren, Sägen, Schleifen und Abdichten an. Markenartikel-Fachleute schätzen den Wert der Marke Hilti auf mehr als 1 Mrd Fr.