Vermögensverwalter, die auf Basis einer diskretionären Vermögensverwaltung tätig waren, sahen in den 80er und 90er Jahren aufgrund des damaligen Aufwärtstrends an den Aktienmärkten praktisch keinen Anlass, effiziente Risikomanagement-Instrumente einzusetzen. Erst seit dem Börsencrash im Jahr 2000 hat man erkannt, dass die eingegangenen Risiken schwerer wiegen konnten als zunächst angenommen und dass ein rein qualitativer Ansatz zu kurz greift.

Daher haben sich Portfoliomanager darüber Gedanken gemacht, wie sich der Aspekt des Risikomanagements in den Anlageprozess integrieren lässt. Ein Ansatz, der auch durch die zunehmende Komplexität der Portfolios unverzichtbar geworden ist. Zumal heute alternative Investmentfonds sowie derivative und strukturierte Produkte hinzugekommen und aus dem Spektrum nicht mehr wegzudenken sind. Aufgrund ihrer Komplexität erweist sich eine Analyse der letztgenannten Finanzinstrumente als schwieriger als dies bei klassischen Aktiva der Fall ist.

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Vorab-Risikomanagement

Ein Lösungsansatz besteht in der Einbindung eines Vorab-Risikomanagement-Instruments in den Entscheidungsprozess. Dieses kommt zum einen bei der Konfiguration im Rahmen der Portfoliozusammensetzung zum Einsatz, und zum anderen erfüllt es eine Überwachungsfunktion bei der Überprüfung der Positionen.Mit anderen Worten: Der vom Vermögensverwaltungsteam festgelegte strategische Ansatz wird von einem quantitativen Tool überprüft, das gewährleisten soll, dass die Zusammensetzung der Portfolios mit der gewünschten Risikostufe übereinstimmt und die Portfolioentwicklung den Erwartungen entspricht. Das Risikomanagement ist somit keinesfalls nur eine begleitende Massnahme, sondern vielmehr ein zentraler Bestandteil des Prozesses.

Arbitrage-Grundsätze

Für die Ausgestaltung des Risikomanagementsystems kann eine auf Arbitrage-Grundsätzen basierende Software zum Einsatz kommen, die auf Risikomanagement und nicht auf die Optimierung der Wertentwicklung ausgerichtet ist. Das Ziel besteht in der Kombination von Alphaquellen (Outperformance im Vergleich zu einer Benchmark), strategischen Wahlmöglichkeiten für eine optimale Asset-Allokation je nach zugrunde liegendem Szenario und einer Auswahl von Vermögenswerten für das Portfolio, die diese Strategie unterstützen. Auf diese Weise werden sowohl quantitative als auch qualitative Ansätze in ein und denselben Prozess eingebunden. Anlagepositionen und neue Anlagen werden dabei in regelmässigen Abständen vor dem Hintergrund des jeweils festgelegten Risikowertes neu bewertet. Dieses Instrument zur Risikokalkulation, das auf der Beobachtung der historischen Volatilität gründet, berücksichtigt die Korrelationen zwischen den unterschiedlichen Anlageklassen und eine begrenzte Anzahl marktstrukturierender Einflussfaktoren. Folglich handelt es sich hierbei um ein implizites und multifaktorielles Modell, bei dem alle Marktparameter gleichrangig sind und welches unter Berücksichtigung der aktuellen Marktentwicklung reagiert. Dieser Risikomanagementansatz setzt voraus, dass das Modell in den Vermögensverwaltungsteams umgesetzt wird. Trotzdem ist die Erfahrung eines Portfoliomanagers unverzichtbar, um die Funktionsweise und die Grenzen des Modells zu erkennen. Der Vergleich mit der Luftfahrt liegt nahe: So ist es für die Steuerung eines Flugzeugs heute unerlässlich, dass sich der Pilot auf das eingebaute Radargerät verlassen kann. Gleiches gilt in Bezug auf Risikomanagementinstrumente bei diskretionären Verwaltungsmandaten: Nur wenn man sich auf die quantitativen Messinstrumente verlassen kann, ist eine korrekte Interpretation der Daten, die von den Systemen ausgegeben werden, möglich. Da diese Messinstrumente mittlerweile ebenso unentbehrlich sind wie Radarsysteme in der Luftfahrt, müssen sie auf bestmögliche Art integriert und Portfolioverwalter in ihrer Anwendung geschult werden.

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Mikaël Lok, Head of Risk Management,Crédit Agricole (Suisse), Genf.

Riskmanagement im Portfolio

Woher es kommt, und was es bringt

Entstehung In den 80er und 90er Jahren war Riskmanagement für Vermögensverwalter kein Thema, da die Märkte nach den massiven Kurseinbrüchen der Jahre 1987, 90, 94, 97 und 98 in der Regel innerhalb kürzester Zeit wieder auf ihr ursprüngliches Niveau zurückfanden. Das kann man seit dem Börsencrash im Jahr 2000 nicht mehr behaupten. Seither erlebt das Riskmanagement einen beachtlichen Aufschwung, da man erkannt hat, dass ein rein qualitativer Ansatz bei der Bewirtschaftung eines Portfolios zu kurz greift.Funktionen Risikomanagementinstrumente übernehmen drei Funktionen: Die Analyse im Rahmen der Portfoliozusammenstellung, die Überprüfung bei jeder neuen Anlage – um die Auswirkungen auf bestehende Anlagepositionen abzuschätzen – und die Optimierung je nach angenommenem Szenario. Vor diesem Hintergrund bietet die kombinierte Einbindung qualitativer und quantitativer Ansätze in den Entscheidungsprozess einen beachtlichen Mehrwert zum Vorteil des Kunden.