Nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff hat die Post den Bericht publiziert, der ihren Abschied veranlasste: die Resultate der externen Untersuchung in Sachen Postauto-Affäre. Dieser zeitigt weitere personelle Konsequenzen: Die gesamte Geschäftsleitung der Postauto AG muss geschlossen zurücktreten.

«Ich bin erschüttert, mit welcher Energie Postauto ihre Buchhaltung manipulierte, systematische Gewinne verschleierte und dadurch überhöhte Subventionen kassierte», sagte Urs Schwaller, Verwaltungsratspräsident der Post, an der Medienkonferenz in Bern, auf der der Bericht vorgestellt wurde. «Für das, was hier über viele Jahre praktiziert wurde, gibt es keine Rechtfertigung. Das ist ein inakzeptabler Vertrauensbruch.» Dies gelte auch für Ruoff. Sie habe als Postchefin trotz Hinweisen zu wenig nachgestossen, so dass nun die gemeinsame Vertrauensbasis fehle.

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Auch Postministerin Doris Leuthard sagte später am Tag, dass die Machenschaften bei der Postauto AG unentschuldbar seien. Sie schadeten Postauto, der Post und dem Vertrauen in den Service public. Es sei nun an der Zeit, Lehren aus den Vorfällen zu ziehen.

Ulrich Hurni steht nicht für einen Neuanfang bei der Post

Nun soll der Neuanfang folgen. Wichtig wird dafür sein sein, wer an der Spitze der Post folgt – laut Schwaller sollen die kommenden drei oder vier Wochen für die Suche aufgewandt werden. Ad interim übernimmt der bisherige Stellvertreter Ruoffs, Ulrich Hurni. Der knapp 60-Jährige leitet den Bereich Post Mail. Allerdings steht er nicht für einen Neuanfang: Er ist seit 2009 Mitglied der Konzernleitung und damit über viele der Jahre in führender Position gewesen, in denen der Postauto-Skandal stattfand. Die Postauto-Vorfälle betreffen die Jahre 2007 bis 2015.

Eine mögliche Kandidatin, die für Erneuerung stehen würde, wäre Claudia Pletscher. Sie gehört seit gut vier Jahren zum oberen Management, verantwortet das Business Development und hat gezeigt, dass sie Innovationen in konkrete Geschäfte umsetzen kann. Digital-Ahnung hat sie ebenfalls. Es spricht also vieles für sie. Wie ihre bisherige Chefin kommt sie von IBM.

Neben den personellen sollen auch operative Massnahmen den Neuanfang belegen. Der Verwaltungsrat der Post leitet darum folgende Schritte ein: Die Reorganisation namens Impresa soll rückgangig gemacht werden. Diese Anfang 2016 eingeführte Holdingstruktur sollte dazu dienen, Gewinne durch Transferpreise in den Tochtergesellschaften von Postauto zu sichern, heisst es in der Mitteilung der Post. Dieses Konzept solle nun durch eine transparente Organisation ohne Transferpreise ersetzt werden.

Post will sich Compliance-Programm geben

Der Verwaltungsrat habe die Konzernleitung ausserdem beauftragt, den Ausstieg aus dem Personentransport in Frankreich zu prüfen. Des Weiteren werde im Konzern ein Compliance-Programm etabliert, um zukünftige Gesetzesverstösse zu verhindern. Schwaller sagt dazu: «Wir stehen erst am Anfang des Neuanfangs und am Ausgangspunkt eines langen Weges hin zu einer neuen Führungskultur in allen Bereichen des Konzerns.»

Der Postauto-Skandal reicht weit zurück: Anfang Februar war bekannt geworden, dass die Postauto AG jahrelang im subventionierten Geschäftsbereich Gewinne erzielt und zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen bezogen hatte. Letztere verlangen deshalb 78,3 Millionen Franken von der Post zurück.

Bundesrat verlangt Zurückhaltung bei Kaderlöhnen

Auch der Bundesrat nimmt die Post nun genauer ins Visier: Für 2017 hat er ihr keine vollständige Entlastung für den Geschäftsgericht gegeben. Dies geschehe aufgrund der Postauto-Unregelmässigkeiten, heisst es am Morgen in einer Mitteilung. Ausserdem werde der Bundesrat die Corporate Governance extern überprüfen lassen. Damit bestätigt der Bundesrat entsprechende Berichte vom Wochenende. Mit dieser Prüfung hat der Bundesrat das Finanzdepartement beauftragt, gemeinsam mit dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und dem VBS.

Diese Untersuchung betrifft nicht nur die Post, sondern auch andere staatsnahe Betriebe wie Ruag oder Swisscom. Über die Ergebnisse soll im ersten Quartal 2019 informiert werden.

Der Bundesrat verlangt des Weiteren eine «grössere Zurückhaltung und Vorbildfunktion» bei den Kaderlöhnen bundesnaher Unternehmen. Hier gehen konkrete Erwartungen an den Post-Verwaltungsrat, die maximalen Gesamtbeträge für die Vergütung der obersten Kader ab dem Jahr 2020 zu senken.