Postfinance erwägt im Zuge ihrer geplanten Teilprivatisierung auch eine Kapitalerhöhung. Das wäre «die eleganteste Lösung», sagte Postfinance-Chef Hansruedi Köng dem «Tages-Anzeiger» von Mittwoch. «Ein Weg wäre, dass die Post einen Teil des Verkaufserlöses der Postfinance-Aktien als frisches Eigenkapital wieder einzahlt.» Derzeit gehört das Institut vollständig der Schweizerischen Post. Der Bundesrat hatte vergangenes Jahr angekündigt, einen Teil verkaufen zu wollen. Manche Experten halten einen Börsengang dafür als naheliegende Lösung.

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Die Postfinance habe einen substanziellen Kapitalbedarf, sagte Köng. Die eigenen Gewinne reichten nicht aus, um diesen zu decken. Zudem benötige die Bank mit dem geplanten Einstieg ins Kreditgeschäft mittelfristig mehr Eigenkapital.

Die Postfinance ist in einer Sondersituation: Sie darf bislang keine Kredite vergeben, um die anderen Banken des Landes nicht unter Druck zu setzen. Der Bundesrat will von diesem Verbot nun Abstand nehmen und hat ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht.

Gebührenerhöhung vergrault Kunden

Den Einstieg ins Kreditgeschäft strebt Postfinance auch an, um neue Ertragsquellen zu erschliessen. Neben der Vergabe von Hypotheken will das Institut auch Unternehmens- und Konsumkredite anbieten. Um die Einnahmenbasis zu verbessern, hat Postfinance zudem die Gebühren erhöht. Dies kam bei den Kunden aber nicht gut an. Gemäss Aussagen von CEO-Köng hat Postfinance seit Oktober 2018 «netto 85'000 Kundenbeziehungen» oder rund drei Prozent verloren.

Weitere breitangelegte Gebührenerhöhungen seien nicht geplant, punktuelle Anpassungen bei einzelnen Dienstleistungen aber nicht ausgeschlossen. «Und dass Postfinance für Bargeldabhebungen am Schalter Gebühren verlangt, wäre nur sehr schwierig zu vermitteln», sagte Köng. Wie viel die Erhöhungen gebracht haben, werde mit dem Halbjahresbericht veröffentlicht. Die Schätzung von rund 50 Millionen Franken sei gar nicht so schlecht.

Ein grosses Potenzial sieht der Konzernchef zudem im Anlagegeschäft. Postfinance habe grosse Ambitionen in diesem Feld. Derzeit seien rund elf Milliarden Franken in Direktanlagen, Fonds und Lebensversicherungen investiert. 108 Milliarden Franken seien reine Kontogelder. «Das Potenzial ist also gross», so Köng.

(awp/mlo)