Für seinen letzten Auftritt fuhr er extra ins Büro. Am 8. Mai präsentierte der designierte UBS-Chef Ralph Hamers ein letztes Mal das Zahlenwerk der holländischen Grossbank ING, und dafür verliess er das Homeoffice, in das er sich acht Wochen zuvor zurückgezogen hatte.

«Heute wollen wir nicht über Zahlen reden, sondern über unsere Unterstützung in der Krise», begrüsste der 53-Jährige in einem dreiminütigen Video, wie üblich die ersten beiden Hemdknöpfe offen. Er verabschiedete sich mit belegter Stimme nach sieben Jahren an der Spitze: «Ich danke allen für ihre grosse Unterstützung.»

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Die Videobotschaft von Ralph Hamers:

Planmässiger Einstieg bei der UBS

Was fehlte: Sein Nachfolger. Schon kamen Gerüchte auf, Hamers würde wegen Corona länger an der ING-Spitze bleiben. Doch das ist nicht der Fall. «Er wird ING wie angekündigt zum 30. Juni verlassen», bestätigt ein Sprecher.

Bei der UBS ist der Einstieg für den 1. September geplant, nach zwei Monaten Anwärmen soll Hamers dann zum 1. November den Chefposten von Sergio Ermotti übernehmen.

Bankrebell Ralph Hamers

Die UBS hat sich den digitalsten CEO der europäischen Bankenszene geangelt. Wer ist der Mann? Wie stark kann er die Grossbank umbauen? Das Portrait lesen Sie hier.

Dreiköpfiges «Executive Board» bei ING

ING hat eine spezielle Führungsstruktur: Das dreiköpfige «Executive Board» bildet eine Art Cockpit, bestehend aus CEO, CRO und CFO, darunter befindet sich das vierköpfige «Banking Board».

Als erster Anwärter auf den Chefposten gilt dann auch Risikochef Steven van Rijswijk, der länger dabei ist als Finanzchef Tanate Phutrakul. Doch offenbar zögert der Verwaltungsrat. Als wahrscheinlichste Variante gilt derzeit, dass Finanz- und Risikochef zunächst interimistisch zusammen den CEO-Job übernehmen.

ING: Tanate Phutrakul (r.) und Steven van Rijswijk.

Interne Nachfolgekandidaten: Tanate Phutrakul (r.) und Steven van Rijswijk.

Quelle: ING PD

ING ist anders als die UBS stark im globalen Kreditgeschäft aktiv, was den Börseneinbruch deutlich verschärfte. Die UBS-Konzernleitung, durchaus mit selbstbewussten Vertretern bestückt und eher wenig begeistert von der externen Kandidatenkür, dürfte da den Neuen noch skeptischer beäugen.

Zumindest ist er billig: Laut letzten Angaben ist sein ING-Aktienpaket gerade 520 000 Euro wert. Den neuen Co-Wealth-Management-Chef Iqbal Khan hatte sich die UBS 8 Millionen Franken Ablöse kosten lassen. 

Dirk Schütz
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