1.Wie beurteilen Sie generell die derzeitige Situation in der Branche?
Der Gesamtmarkt für Reinigung und Hygiene ist gesättigt. Als Folge der überall anstehenden Sparbemühungen besteht ein hoher Druck auf die Kosten. Für uns heisst das, dass wir nur wachsen können, wenn wir uns im Wettbewerbsumfeld so attraktiv positionieren, dass die Kunden uns als Partner wählen.
Die Branche ist durch einen starken Verdrängungswettbewerb geprägt. Der Grund dafür ist auch, dass immer mehr kleinere Anbieter auf den Markt stossen. Dies wiederum wirkt sich negativ auf die Margen aus.
Die Branche weist gute Wachstumschancen auf. Derzeit und als anhaltende Tendenz für die Zukunft ist zu beobachten, dass Unternehmen ihre Facility-Tätigkeiten vermehrt auslagern. Die Kunden konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen und lassen ihre Gebäude durch Facility-Service-Spezialisten pflegen. Zudem erhielt unsere Branche dank dem GAV zusätzliche Transparenz.
Ich würde die aktuelle Situation als Konsolidierungsphase bezeichnen. Der neue GAV bringt wesentliche Fortschritte, indem eine Nivellierung insofern stattfindet, dass Firmen, die sich bisher wenig um soziale Belange gekümmert haben, nun gezwungen sind, sich fortschrittlicheren Marktteilnehmern anzuschliessen. Die Konsequenz sind gleich lange Spiesse und ein höheres Ansehen für die Branche insgesamt. Wettbewerb findet nicht mehr weitgehend über den Preis statt, andere Kriterien rücken in den Vordergrund.
Mit den Investitionen wurde 2004 sehr zurückhaltend umgegangen. Generell sehe ich hier für 2005 einen Nachholbedarf. Gewisse Investitionen können nicht mehr weiter hinausgeschoben werden.
2.Welche konkreten Trends sind im Reinigungssektor sichtbar?
Als Folge des Kostendrucks sehen wir eine Annäherung der Reinigungsstandards an die Reizschwelle, also an den Punkt, an dem Böden und Oberflächen gerade noch als genügend sauber beurteilt werden. Im Weiteren sehen wir, dass sich Kunden vermehrt auf weniger Lieferanten konzentrieren, um ihre Beschaffungsbedürfnisse zu bündeln und damit die Kosten zu senken.
Tendenziell zielt der Trend auf Outsourcing, sprich Fremdreinigung hin. Zahlreiche Dienstleistungen werden zunehmend an Gesamtanbieter ausgelagert.
Insbesondere Umweltfragen gewinnen an Wichtigkeit; umweltschonenden Praktiken wird grosses Gewicht beigemessen. Der Kunde wünscht transparente Leistungen und ein umfassendes Facility-Service-Angebot aus einer Hand.
Dazu gehören der Trend zur Individualisierung des Dienstleistungsangebots sowie der Wunsch nach massgeschneiderten Lösungen.
Meine Überzeugung ist es, dass der Reinigungssektor generell an Ansehen gewinnen wird. Fachliche Ausbildung wird einen immer wichtigeren Platz einnehmen. Ebenso wird der Trend zur Fremdreinigung weiter zunehmen.
3.Welche Aspekte sind dabei entscheidend?
Letztlich steht der Mensch im Zentrum der Leistungserbringung. Als Hersteller und Anbieter offerieren wir Systeme, die es den Anwendern erleichtern sollen, in möglichst kurzer Zeit sowie sicher und ökologisch ihre Aufgabe wahrzunehmen. Heute werden Reinigungssysteme unter zahlreichen Gesichtspunkten ausgewählt, dies im Gegensatz zu früher, wo praktisch nur das Reinigungsresultat im Vordergrund stand.
Personalprobleme, Kosteneinsparungen etc. sind entscheidende Faktoren. Auslagerungen sind für den Kunden besser budgetierbar.
Die umweltorientierte Umsetzung des Quality-Managements, eine konsequente Schulung der Mitarbeitenden und standardisierte Anwendungstechnik sind ausschlaggebende Kriterien.
Nur wer die eigentliche Kerntätigkeit seiner potenziellen Kunden verstanden hat, kann die daraus resultierenden Reinigungs- beziehungsweise Dienstleistungsbedürfnisse korrekt ableiten, sein Konzept darauf abstellen und damit die Basis für eine langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit schaffen.
Zu erwarten ist eine noch stärkere Fokussierung auf Qualität- und Systemanbieter. Eine bessere Mitarbeiterschulung wie auch Kundenbetreuung gehören ebenfalls dazu.
4.Alle reden vom Preis. Kann das bestehende Preisniveau noch gesenkt werden?
Gemessen an den Gesamtkosten der Reinigung im Objekt macht unser Lieferanteil an chemischen Produkten, Geräten und Maschinen nur wenige Prozente aus. Viel bedeutender sind die Personalkosten. Entsprechend würde sich eine Preisreduktion auf unserem Lieferumfang unter dem Strich kaum bemerkbar machen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, unseren Kunden zu helfen, die Gesamtkosten zu optimieren.
Durch die vielen kleinen Neuanbieter ist noch mehr Bewegung am Markt feststellbar. Wir legen aber nach wie vor grossen Wert auf Qualität. Und Qualität hat ihren Preis. Eine Optimierung kann nur durch verbesserte Einkaufspolitik und Straffung der Gesamtabläufe erreicht werden.
Wir führen mit unseren Kunden mehrheitlich Gespräche über sinnvolle Leistungsanpassungen, welche als Konsequenz zu Kosteneinsparungen führen können.
Preissenkungen sind aus meiner Sicht einzig im Zusammenhang mit technischen Innovationen realisierbar. Im Bereich der Personalkosten ist die untere Leitplanke seit 1. Juli 2004 klar definiert. Wichtig scheint mir, dass Auftraggeber ebenfalls in die Pflicht genommen werden, wenn es um Gehaltsstrukturen geht. Dies, indem den Entscheidern volle Transparenz geboten und die Elastizität Entlöhnung/Stundensatz aufgezeigt wird. Entsprechend konfrontierte Auftraggeber werden die aufgezeigten Grenzen erkennen und auch respektieren.
Bei Reinigungsaufgaben sind die Lohnkosten weitaus der höchste Teil. Mit dem neuen GAV sind hier gewisse Grenzen gesteckt. Rationalisierung sehe ich im Einsatz der richtigen Geräte. Da ist noch viel Potenzial zur schnelleren Erledigung von Reinigungsarbeiten möglich.5.Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Jahr 2005?
Für 2005 erwarten wir weiterhin eine schwierige konjunkturelle Lage, allerdings mit einer vorsichtig positiven Tendenz. Unter gesättigten Marktverhältnissen ist es unsere Herausforderung, durch einen hohen Leistungsstandard in allen Bereichen (Produktsysteme, Logistik, Beratung, Schulung, Service) zu erreichen, dass die Kunden uns als Partner wählen.
Wir sind gut gestartet. Das grosse Interesse, welches wir an unserem Stand anlässlich der Swissbau feststellen konnten, stimmt uns doch etwas optimistisch. So dürfte im Jahr 2005 mit einer leichten Umsatzzunahme gegenüber dem Vorjahr zu rechnen sein.
Für unser Unternehmen erwarten wir ein organisches Wachstum. Allgemein sollten die Entscheidungskriterien Qualität, Sozialkonditionen und Preis zu einer ausgewogenen Balance zwischen Kostenoptimierung und Gebäudewerterhalt führen.
Quantitatives und qualitatives Wachstum in einem sportlich fairen, sozial korrekten Wettbewerbsumfeld.
Wir sind daran, verschiedene Massnahmen und Projekte umzusetzen, die uns in Bezug auf die Erwartungen in diesem Jahr sehr positiv stimmen.
Zusammenstellung: Flavio v. Sanader