Das Ergebnis überrascht: Die Wirtschaftsaussichten sind wegen Krieg und steigender Zinsen unsicherer geworden. Dennoch gab es seit über zehn Jahren nicht mehr so viele Fusionen und Übernahmen mit Schweizer Bezug wie im Jahr 2022. Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung KPMG. Demnach wurden im vergangenen Jahr 647 M&A-Transaktionen durchgeführt. Damit wurde der Wert des bisherigen Rekordjahrs 2021 von 604 Fusionen und Übernahmen übertroffen. 

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Rückläufig war dagegen das Deal-Volumen, so die Expertinnen und Experten. Im vergangenen Jahr wurden Fusionen und Übernahmen mit Schweizer Beteiligung im Wert von rund 140 Milliarden Dollar abgewickelt, im Jahr 2021 waren es noch knapp 170 Milliarden. Das Deal-Volumen des vergangenen Jahres entspricht aber immer noch mehr als dem Doppeltem von den 63,1 Milliarden Dollar aus dem Corona-Jahr 2020.

«Die Investorenstimmung ist trotz anhaltenden Lieferkettenproblemen, Ukraine-Krieg sowie steigenden Zinsen nach wie vor durchaus positiv», sagt Timo Knak, Leiter Mergers & Acquisitions von KPMG. Der Experte rechnet auch für das Jahr 2023 mit einem aktiven M&A-Geschäft.

Mit 19 Prozent Anteil gab es im vergangenen Jahr die meisten Transaktionen in der Telekommunikation-, Medien- und Technologiebranche (TMT). Die ersten drei Sektoren, TMT (19 Prozent), Industrie (14 Prozent) sowie Pharmaindustrie und Life Sciences (13 Prozent), machen mit 124 Transaktionen fast die Hälfte aller Übernahmen und Fusionen aus. Das Deal-Volumen in diesen drei Branchen zusammen betrug dabei mehr als 14,5 Milliarden Dollar. 

Die beiden grössten Einzelübernahmen gab es jedoch in der Chemie- und Konsumgüterbranche. Mit einem Wert von knapp 21 Milliarden Dollar war die Übernahme des Duftstoffherstellers Firmenich SA durch die niederländische Royal DSM, eine weltweit führende Anbieterin von Nahrungsmittelzusätzen, die grösste Transaktion im vergangenen Jahr. Auf diesen Deal folgte die Übernahme der schwedischen Streichholz- und Tabakproduzentin Swedish Match AB durch den Schweizer Tabakkonzern Philip Morris International, welche ein Transaktionsvolumen von rund 19 Milliarden Dollar aufwies. 

Laut KMPG kauften im vergangenen Jahr mehr Schweizer Unternehmen ausländische Firmen auf als umgekehrt. So stehen 283 Zukäufe durch Schweizer Unternehmen 152 Verkäufen von Schweizer Firmen gegenüber. Dies könnte auch an der im Vergleich zum Ausland besseren Wirtschaftssituation und der geringeren Inflation in der Schweiz liegen. 

Am stärkten gestiegen ist das Deal-Volumen im Energie- und Versorgungssektor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg es um 235 Prozent auf 8,2 Milliarden. Dollar. 

Holger Alich
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