Abgänge im Kader, schlechte Stimmung, Kundenverlust: Im drittgrössten Schweizer Mobilfunkanbieter Salt brodelt es. Madjid Osmani, Geschäftsleitungsmitglied und Kundendienstchef, hat nach nur einem Jahr gekündigt. Der Grund: Er soll sich unter anderem am rauen Klima gestört haben, das der französische Salt-Alleineigentümer Xavier Niel und seine Vasallen Olivier Rozenfeld und Michael Golan schaffen. Aus dem gleichen Grund hatte bereits Ex-CEO Johan Andsjö Salt letztes Jahr verlassen. Auch Geschäftsleitungsmitglied Britta Reinhardt geht. Ihre B2B-Sparte wird aufgelöst.

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Die Stimmung im Konzern ist miserabel. «Es gilt: Rette sich, wer kann», hört man. Auf dem Markt hat Salt in den letzten zwölf Monaten 11 Prozent der Kunden verloren. Zuletzt telefonierten nur noch 1,9 Millionen Schweizer mit der früheren Orange. Damit Salt trotzdem Gewinne schreibt und Xavier Niel sein Investment refinanzieren kann, kürzt CEO Andreas Schönenberger massiv die Kosten. Was der Salt-Chef über die Turbulenzen beim Mobilfunkanbieter sagt:

Andreas Schönenberger, arbeiten Sie noch bei Salt?
Andreas Schönenberger*: Natürlich, wie kommen Sie darauf?

Man hört und sieht nichts von Ihnen, seit Sie im März Ihr Amt angetreten haben.
Das stimmt so nicht, ich habe einzelne Interviews gegeben und nehme auch an ausgewählten Branchenanlässen teil. Im Übrigen sind wir eine privat gehaltene Firma.

Sie haben soeben ein neues Abbauprogramm von 20 Stellen bekanntgegeben. Bis wohin soll Salt noch schrumpfen?
Wir haben keine Zielgrösse. Aber wir wollen die Aufgaben mit einer schlanken Mannschaft lösen. Früher war die Marketingabteilung 50 Mann gross, und in vier Jahren hat sie nur ein neues Produkt lanciert. Jetzt haben wir mit weniger als zehn Mann das gesamte Produktangebot erneuert.

Die Stimmung im Unternehmen ist schlecht, viele fürchten um ihren Job.
Da sagen unsere internen Umfragen etwas anderes. Klar, bei 800 Mitarbeitern findet man immer jemanden, der unzufrieden ist oder um seinen Job fürchtet. Aber wenn ich in die Augen der Mitarbeiter schaue, sehe ich keine Angst. Ich sehe im Gegenteil bei vielen wieder Stolz, für Salt zu arbeiten.

Sie haben die Investitionen ins Netz um fast die Hälfte gekürzt. Sie verlieren den Anschluss an Swisscom und Sunrise.
Wir wissen, wie wichtig für den Schweizer Kunden die Netzqualität ist. Wir investieren eine Menge Geld.

Deutlich weniger als die Konkurrenz.
Es werden viele Investitionen gemacht, die es gar nicht braucht. Wir können auch mit wenig Geld viel erreichen, etwa indem wir den niedrigen Frequenzbereich intensiver nutzen, um die Inhouse-Abdeckung in den Städten zu verbessern. Da lag bisher noch einiges brach.

Trotzdem verlieren Sie massiv Kunden, im letzten Jahr 11 Prozent.
Das sehen wir nicht so.

Wie bitte? Das haben Sie in Ihren Quartalsberichten rapportiert!
Wir haben detaillierte Zahlen für die verschiedenen Kundensegmente, die wir nicht veröffentlichen. Wir kennen die Dynamik im Markt. Sie ist sehr gut. Und wir bewegen den Markt: Die Preise kommen nun herunter, dank uns.

 

*Seit März dieses Jahres ist Andreas Schönenberger (51) CEO des Mobilfunkanbieters Salt, der früher Orange hiess. Zuvor arbeitete der promovierte Physiker als Schweiz-Chef von Google.