Bindella, das ist eine der Erfolgsgeschichten der Schweizer Gastroszene. Jean Bindella, aus einer spanischen Familie stammend, begann in Zürich mit dem Import von Chianti-Weinen. Er war der Erste im Land. Was er vor 102 Jahren als Einmannbetrieb aufgleiste, ist heute die grösste familiengeführte Gastrogruppe der Schweiz. Als Nummer zwei der Branche gilt die Zürcher Candrian-Gruppe.

Branchenkenner schätzen den Gesamtumsatz auf über 240 Millionen Franken, die Mitarbeiterzahl auf 1100. Zahlen gibt die Firma keine bekannt. Die Gruppe steht auf vier Pfeilern: Gastronomie, Handwerk, Weinhandel, Immobilien. Das Kerngeschäft, die Gastronomie, setzt nach Schätzungen ungefähr 150 Millionen Franken um.

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40 Restaurants. Zum Familienbesitz gehören das 110 Hektaren grosse Weingut Vallocaia im Montepulciano-Gebiet und 40 Restaurants – von Winterthur bis Freiburg. Am prominentesten ist Bindella in Zürich (17 Gaststätten) und in Bern (6) vertreten. Die Bindella-Betriebe haben italienische Ess- und Trinkkultur in den Schweizer Innenstädten verankert.

In den letzten Monaten hat die Gruppe stark expandiert. In Luzern («Barbatti»), Bern («La Gioia»), in Winterthur («National»), in Schaffhausen («Gerberstube») und in Zürich («Amalfi») wurden Restaurants zugekauft. Täglich, hört man, lägen neue Kaufofferten auf dem Tisch.

Offenbar wird jetzt das Expansionstempo gedrosselt, die Rendite optimiert und der VR mit externen Fachleuten ergänzt. Einer von ihnen ist Gastroberater Peter Herzog, der kürzlich in den VR der Muttergesellschaft eingetreten ist.

Auch die Bindella-Gruppe hat Höhen und Tiefen durchlebt. Ende der achtziger Jahre stand die Firma am Abgrund; steigende Zinsen setzten dem teilweise fremdfinanzierten Immobilienportfolio respektive der Erfolgsrechnung zu. Rudi Bindella hat die Klippen mit Bankenhilfe und Engagement umschifft.

In dritter Generation. Die Bindella-Restaurants und der Weinhandel gelten in der Branche als vorbildlich geführt, die Handwerksbetriebe, welche die Restaurants umbauen, liefern beste, aber eher teure Qualität. Im Gastrobereich dürfte der Cashflow bei knapp zehn Prozent liegen. Gemäss Unterlagen des Unternehmens erwirtschaftete die Hauptfirma Bindella Terra Vite Vita im Jahr 2009 einen Gewinn von 4,5 Millionen Franken. Ein Gastrokonkurrent in Zürich: «Da sind Profis am Werk, die kochen und rechnen können.»

Seit 30 Jahren führt Rudi Bindella, Vertreter der dritten Generation und Enkel von Jean Bindella, die Firma. Er hat in St. Gallen Ökonomie studiert und über Baulandsteuern dissertiert.