Die angeschlagene Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko muss sich in ihrem Insolvenzverfahren von wichtigen Immobilien-Beteiligungen wie dem Chrysler Building in New York trennen.

«Für den beschleunigten Verkauf von Beteiligungen und Vermögen wurde ein Verwertungsplan in Gang gesetzt», teilte Sanierungsverwalter Christof Stapf am Dienstag bei der Gläubigerversammlung in Wien mit. Neben der Verwertung etwa des Privatjets der Signa Holding gebe es auch Gespräche über die Beteiligung an der Signa RFR US Selection AG, zu deren Immobilienprojekten unter anderem das prestigeträchtige Chrysler Building zählt.

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Wichtige Signa-Immobiliengesellschaften wie Development und Prime sollen stabilisiert werden - ebenso wie die Signa Retail, zu der auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört.

Christof Stapf arbeitet mit Deloitte

Stapf versucht sich einen Überblick über das weit verzweigte Signa-Reich zu verschaffen und will nun auch Transaktionen aus der Vergangenheit prüfen. Das Prüfungsunternehmen Deloitte soll ihn bei der Aufarbeitung unterstützen.

Benkos Signa Holding hat mit über fünf Milliarden Euro an Schulden die bisher grösste Insolvenz in Österreich hingelegt und am 29. November das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Handelsgericht in Wien gab dem Antrag statt und ernannte Stapf zum Insolvenzverwalter. In Deutschland haben zudem kleinere Signa-Töchter Insolvenzanträge gestellt.

Insider gehen davon aus, dass noch weitere Firmen aus Benkos weit verzweigtem Reich folgen werden. Stapf legte der Gläubigerversammlung der Holding nun seinen ersten Zwischenbericht vor.

Restrukturierung braucht Geld

Zur Finanzierung des komplexen Verfahrens braucht Stapf aber Geld - denn die von Benko zugesagten Zuschüsse über drei Millionen Euro dürften nicht ausreichen, teilte er weiter mit. Die Fortführung des Verfahrens erfordere «ausserdem die Wiedererlangung der Kontrolle über einzelne Teile der Signa-Unternehmensgruppe, soweit dies überhaupt noch möglich ist».

Stapf sprach sich deshalb für die Schaffung eines gruppenübergreifenden Lenkungsgremiums aus, das für die Restrukturierung der gesamten Gruppe zuständig sein solle.

Extrem komplexes Firmengeflecht

Aus dem Insolvenzantrag der Holding gehe hervor, dass Benkos Dachgesellschaft über 53 direkte Beteiligungen an Firmen und mittelbare Beteiligungen an mehreren hundert weiteren Gesellschaften verfüge, hiess es weiter.

Signa habe dabei äusserst komplexe Strukturen geschaffen: Das vorläufige Organigramm der Gruppe per Ende September umfasse «insgesamt 46 Seiten im A3-Format». Und damit nicht genug: «Die Überprüfung hat ergeben, dass im Bereich des mittleren Managements der Gruppe ein Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen besteht und die Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweise nachgekommen ist.»

Zudem müssten auch noch Geschäfte der Signa aus der Vergangenheit geprüft werden. Erst danach könne überprüft werden, ob der von Signa angebotene Sanierungsplan angemessen sei. Immerhin arbeiteten die Signa-Vertreter «konzentriert mit dem Sanierungsverwalter zusammen». Die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren könne damit bestehen bleiben.

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(reuters/gku)