Mit Hilfe der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wollen die grossen Industrienationen die Steuerhinterziehung begrenzen, sagen sie. Ihre Idee: Gute und böse Nationen werden nach der Zahl von Unterschriften unter Staatsabkommen unterschieden. Als politisch korrekt gelten Staaten, die mindestens zwölf Informationsabkommen mit anderen Ländern unterschrieben haben. Damit verpflichtet die OECD die Bankenplätze, Informationen über Bankkundendaten auszuliefern, falls ein Land auf Anfrage und im Einzelfall ein solches Gesuch stellt. Mit weniger als zwölf Abkommen landet man auf einer schwarzen Liste. Wie tauglich das Verfahren ist, zeigt das Beispiel der Kanalinseln. Wie alle anderen sammelt Jersey Steuerinformationsabkommen, um politisch korrekt auszusehen. Das Soll von zwölf Abkommen erfüllte die Insel auch mit Staaten, deren Schwarzgeld-Transfers überschaubar sein dürften: Grönland, die Faröer-Inseln und Island. Auf der anderen Seite haben G-20-Nationen wie Brasilien, Russland und Saudi-Arabien auf die Anfrage aus Jersey gar nicht reagiert. Der Fall zeigt, wie zweifelhaft der Ertrag der Informationsabkommen ist. Die drei Kanalinseln mit Finanzplatz haben untereinander seit 2004 solche Verträge. Pro Jahr gingen nie mehr als drei Informationsgesuche in Jersey ein, während die ausgehenden Gesuche stetig abnahmen. 2008 wurden ganze elf Gesuche an Jersey gerichtet. Die drei Inseln zusammen haben in den letzten drei Jahren nur in siebzehn Fällen Steuer-Informationen ausgetauscht. Damit gilt Jersey für die OECD-Diplomaten als Musterbeispiel.

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