Der Aktienhandel von Asmallworld, das an der Schweizer Börse SIX kotierten soziale Netzwerk für Reiche, ist ins Visier der deutschen Behörden geraten. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnt vor per E-Mail versandten Kaufempfehlungen für die Aktien des Unternehmens.

Die Behörde habe Anhaltspunkte, dass im Rahmen der Empfehlungen unrichtige oder irreführende Angaben gemacht würden oder bestehende Interessenskonflikte pflichtwidrig verschwiegen würden, teilte die Bafin am Donnerstag mit. Sie habe deshalb eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation eingeleitet.

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Die Aktien von Asmallworld sind – nebst der Notierung in Zürich – in Deutschland an den Börsen Frankfurt am Main (inkl. Xetra), Stuttgart, Tradegate und Quotrix in den Freiverkehr einbezogen. In Frankfurt wurde die Preisfeststellung mit Wirkung vom 3. April 2018 bis auf Weiteres ausgesetzt, teilte die Bafin weiter mit.

Behörde warnt Anleger

Sie rät ausserdem allen Anlegern, vor dem Erwerb von Asmallworld-Aktien genau zu prüfen, wie «seriös die Angaben sind, und sich über die betroffene Gesellschaft auch aus anderen Quellen zu informieren». Die Behörde betont aber, dass es sich um keine Warnung gegen das Unternehmen oder die Aktie handele. Eine derartige Untersuchung wegen Verdachts auf Marktmanipulation sei nichts ungewöhnliches, so eine Bafin-Sprecherin auf Anfrage der «Handelszeitung».

Aufgabe der Bafin sei es unter anderem, Insiderhandel und Börsenmanipulationen aufzudecken. Stellt sie ein derartiges Delikt fest, ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter. Im schlimmsten Fall drohen bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe.

Asmallworld hatte erst am (heutigen) Donnerstagmorgen die Unterzeichnung einer Kauf-Option-Vereinbarung für eine Luxus-Reise-Community bekannt gegeben. Laut der Call-Options-Vereinbarung könne Asmallworld bis zum 30. November 2018 die Gesellschaft vollständig übernehmen, hiess es.

Das Papier befand sich am Donnerstagnachmittag im freien Fall: An der Schweizer Börse brach die Aktie um fast 30 Prozent ein. Am Freitag konnte sie sich leicht erholen und kletterte um 13 Prozent.

Stellungnahme von Asmallworld

Der Chef von Asmallworld, Jan Luescher, bedauert die Vorgänge. «Wir haben von der Bafin-Untersuchung Kenntnis genommen», sagte er in einem Telefongespräch am Donnerstag mit der Nachrichtenagentur AWP. «Seit ein paar Wochen läuft auf der Homepage 'aktiencheck.de' eine starke Push-Kampagne für die Aktien von Asmallworld», so seine Erklärung. Diese sei schönfärberisch und helfe dem Unternehmen nicht. «Diese Kampagne kommt nicht von uns», betonte er. Asmallworld habe versucht, die kurstreibende Kampagne zu stoppen, habe aber keine Kontrolle darüber.

Am Freitag veröffentlicht die Asmallworld eine Stellungnahme: «Wir möchte klarstellen, dass sich die Untersuchung nicht gegen die Asmallworld AG, sondern gegen Dritte richtet. Weder die Gesellschaft noch ihr Hauptaktionär, ASW Capital, waren bisher von den Ermittlungen der Bafin in Kenntnis gesetzt worden. Zudem sei noch unklar, auf welche Empfehlungen sich die Bafin bezieht. Die Asmallworld AG hat hat sich nun selbst an die Bafin gewandt, um die Situation zu klären – und behält sich rechtliche Schritte gegen die möglichen Täter vor.

«Es ist sehr schmerzhaft zu sehen, dass unser Unternehmen mit einer solch unglücklichen Situation verbunden ist, über die wir keine Kontrolle haben», sagt CEO Jan Lüscher. «Wir sind bestrebt, diese durch Dritte verursachte Irritation so schnell wie möglich zu überwinden.»

28'500 Mitglieder

Asmallworld ist ein privates soziales Netzwerk mit derzeit rund 28'500 Mitgliedern. Kerngeschäft des «Facebook für die Schönen und Reichen» mit Sitz in Zürich ist der Betrieb der gleichnamigen Plattform.

Verwaltungsratspräsident der Firma ist der Jetsetter Patrick Liotard-Vogt, Erbe eines früheren Nestlé-Konzernchefs. Der Börsengang an der Schweizer Börse SIX von Asmallworld hatte erst am 20. März 2018 stattgefunden.

(sda/bsh/mbü/mlo)