Etliche der fast 200 Gäste am Luncheon der Swiss-American Chamber of Commerce erinnerten sich an Fred Kindles ersten Auftritt im Zürcher Hotel Widder. Seine im Jahr 2003 geäusserte Prognose entpuppte sich zwar als zu optimistisch. Statt der 3 Milliarden Franken Umsatz, die Kindle, damals noch Sulzer-Chef, seinem Unternehmen für 2005 zutraute, musste sich Sulzer mit immerhin stattlichen 2,5 Milliarden begnügen. Kindle, inzwischen ABB-Chef, hütete sich nun vor weiteren numerischen Prognosen. Optimistisch war seine Präsentation des ABB-Erfolgskurses in Asien allemal. Mit einem 23-Prozent-Anteil am Gesamtumsatz von 22,4 Milliarden Dollar ist Asien zum zweitgrössten Markt der ABB avanciert. 19 000 von insgesamt 104 000 Mitarbeitenden stehen für ABB in Asien im Einsatz. Der 47-jährige Chef spricht ohne grosse Gestik. Er strahlt Ruhe und Kompetenz aus. Beeindruckt hat unisono einmal mehr «Kindles Integrität».

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Im Vergleich dazu wirkte die Tagung der Gesellschaft für Marketing (GfM) im vollen Saal des Zürcher Kongresshauses lau und bieder. Die Affiche «Marketing-Exzellenz» für die Diskussion zwischen Carsten Schloter und Ingrid Deltenre erwies sich als allzu viel versprechend. Hubertine Underberg-Ruder, VR-Präsidentin des Getränkeherstellers Underberg, hob Glaubwürdigkeit als Erfolgsrezept ihres Familienunternehmens aufs Podest. Diskutiert wurde dies aber nicht.

Das Familienunternehmen Vitra, das weltweit zu den besten seiner Branche zählt, heimste an der Möbelmesse in Mailand mit seiner Home Collection Erfolge ein. Zufrieden relaxten Jürg Winterberg, Managing Director Vitra Schweiz, und Hanns-Peter Cohn, CEO Vitra, nach ihrer Rückkehr aus Mailand im Vitra-Showroom in Zürich. Und so konnten sie gleich die noch ergonomischeren und bequemeren Bürostühle vorführen.

Im Luzerner «Palace», das zur Victoria Jungfrau AG gehört, tauschten Spitzenhoteliers, deren Häuser zu den Leading Hotels of the World zählen, Erfahrungen aus. «Vor rund zwölf Jahren dachte ich, dass der Vergleich mit den Besten zur Leistungsverbesserung für das Hotel Victoria-Jungfrau gut wäre», erklärte Hotelier Emanuel Berger, der Gründer der «Benchmarking Group». Dass diese aus Kollegen besteht, die auch Konkurrenten sind, hält er für ein Plus: «Als unabhängige Hotelunternehmen können wir so den Erfahrungsvorsprung der grossen Ketten wettmachen.»

Der eindrücklichste Event der letzten Wochen war der von Orell Füssli und dem «Magazin» des «Tages-Anzeigers» organisierte Auftritt von Shirin Ebadi, der Friedensnobelpreisträgerin 2003 aus Teheran. Die 500 Plätze im Zürcher Kaufleutensaal waren längst ausverkauft, und die Versuche vieler Interessierter, ein Eintrittsticket zu ergattern, blieben vergeblich. Derweil demonstrierte eine Gruppe der Demokratischen Vereinigung der Flüchtlinge (DVF) am Eingang gegen die angebliche Kooperation Ebadis mit dem Mullah-Regime. Ebadi schildert in ihrer soeben im Pendo Verlag erschienenen Autobiografie «Mein Iran» ihren Weg auf der Suche nach Gerechtigkeit. Die erste Richterin ihres Landes wurde nach der islamischen Revolution abgesetzt, verfolgt, gedemütigt und verhaftet. Sie kämpft heute als Anwältin für Menschenrechte und gegen verheerendes Schwarzweissdenken der Regierungen in Iran und in den USA. Ihr Rezept: «Auf Menschen setzen statt auf Regierungen.» Dem Vietnamkrieg habe die US-Bevölkerung ein Ende gesetzt. Zum Beitrag von Condoleezza Rice für die iranischen Menschenrechte meinte Ebadi: «Demokratie ist keine Ware, die man kaufen oder schenken kann – und schon gar nicht mit Napalbomben einführen.»