Die Meldung wurde in Kryptokreisen gross gefeiert: In einem Teil der Läden der Detailhändlerin Spar kann man neuerdings mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum bezahlen. Ein Beleg dafür, dass Digital Assets eben mehr sind als ein Spekulationsvehikel sind, nämlich ein Zahlungsmittel, so wie das ursprünglich auch mal angedacht wurde. Und bestens in dieses Narrativ passt die Begründung von Spar: Demnach seien die Transaktionen billiger, als wenn Kundinnen und Kunden mit Kredit- oder Debitkarten zahlten. Es führt also doch ein Weg an Visa und Mastercard vorbei. Und an Zahlungsabwicklern wie Worldline.
Doch die Sache hat mehr als nur einen Schönheitsfehler. Schönheitsfehler eins ist systemimmanent. Transaktionen auf einer Blockchain dauern zu lange, als dass sie ins Zeitbudget eines ungeduldigen Spar-Kassiers passen. Das liegt – vereinfacht gesagt – am dezentralen Mechanismus. Und so kommt auch die Spar-Lösung nicht ohne eine Gegenpartei aus, die für die langsame Kryptozahlung bürgt: Es ist die Firma DFX, die auch das Wechseln zwischen klassischem Geld und Kryptowährungen übernimmt.
Und damit sind wir beim zweiten Schönheitsfehler. Denn an die Kryptowährungen kommen die Konsumenten nur über hohe Gebühren, wie die Kollegen vom «Tages-Anzeiger» aufgezeigt haben. Wer direkt bei DFX wechselt, azahlt dafür 1 Prozent. Das ist nicht nur massiv teurer als klassische Kartenzahlungen, die für die Konsumenten gratis sind, sondern dürfte auch mehr sein als das, was Spar für eine Kartentransaktion bezahlt. Am Ende werden keine Kosten eingespart, sondern bloss abgeschoben. Spar spart, alle anderen zahlen drauf.
Das zeigt leider, dass Kryptowährungen zwar interessante Konstrukte sind, die durchaus ihre Vorteile haben. Digitales Geld, das ohne Gegenpartei verschoben werden kann, ist nicht nur attraktiv für lichtscheue Akteure, sondern kann auch Vorteile für Banken oder Unternehmen haben, die grosse Beträge übertragen wollen. Auch bieten Kryptoassets Möglichkeiten, mehrere Transaktionen zu koppeln. Solche Lösungen werden kommen, nur werden sie tendenziell eher im Hintergrund ablaufen. So wie heute der auch nicht gerade simple Bankenzahlungsverkehr oder der Börsenhandel.
Fakt ist: Elektronisches Zahlen kostet etwas. Händler, denen etwas an ihrer Kundschaft liegt, werden diese Kosten auch in Zukunft tragen müssen. Denn sie sind es, die primär ein Interesse an kurzen, reibungslosen Zahlvorgängen haben.