Europas Postunternehmen sind in der Klemme. Die Cashmaschinen der Noch- oder Ex-Monopolisten stottern, die Liberalisierung lockt neue Wettbewerber in den Markt, die sich die ertragsstarken Rosinen herauspicken. «Die Postgesellschaften laufen einem schrumpfenden Markt hinterher», bestätigt Branchenexperte Walter Maderner, Principal bei A.T. Kearney.
Pessimistische Prognosen, etwa der International Post Corporation, besagen, dass im Jahr 2025 nur noch zehn Prozent des heutigen Briefvolumens übrig sein werden. Denn neue E-Mail-Dienste stehen in den Startlöchern, die das bieten, was der Brief heute noch der elektronischen Post voraushat: die Gewähr, dass ein Dokument unverändert ankommt. Die deutsche Regierung hat dazu das Projekt «De-Mail» entwickelt, die Deutsche Post kontert mit eigenen Produkten. Auch die Schweizer Post ist mit ihrer Tochter SwissSign im Zukunftsmarkt dabei.
Im Briefgeschäft ziehen schon leicht sinkende Umsätze Gewinneinbrüche nach sich – ein Prozent weniger Umsatz beerdigt im Schnitt sechs Prozent Betriebsgewinn. «Verantwortlich ist der hohe Fixkostenblock», sagt Maderner – Zustellnetz und Personal. Da lässt sich nicht auf klassische Weise sparen.
Die Postkonzerne brauchen neue Strategien: Die Deutsche Post (DP) hat ihre Monopolgewinne genutzt, um auf der ganzen Welt Logistikfirmen zu übernehmen, und ist heute der grösste Kontraktlogistiker weltweit. Die niederländische TNT ist auch in der Logistik aktiv, hat Zustellnetze im Ausland und zu Hause einen Billigableger gegründet, der Wettbewerber wirkungsvoll ausbremst. Die italienische Post verdient ihr Geld als Bank und ist ins Mobilfunkgeschäft eingestiegen. DP und TNT gelten mit der hiesigen Post als operativ am besten aufgestellt.