Dominique Strauss-Kahn hat sich im Vergewaltigungsprozess vor einem New Yorker Gericht in allen Anklagepunkten für "nicht schuldig" erklärt. Der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) beteuerte bei der Anklageverlesung vor dem Supreme Court in Manhattan, er habe das Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel nicht zum Oralsex gezwungen.

Bei dem nur wenige Minuten dauernden Auftritt wurde er von seinen Anwälten Benjamin Brafman und William Taylor begleitet. Die Verteidigung dringt darauf, schnellstmöglich Einblick in die Unterlagen und Zeugenbefragungen der Staatsanwaltschaft zu bekommen. Am 18. Juli sollen sich alle Parteien wieder vor Gericht treffen.

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Der 62-jährige Franzose soll ein Zimmermädchen im Penthouse eines Hotels am New Yorker Times Square zum Oralsex gezwungen haben. Die 32-jährige Afrikanerin hatte Spermaspuren auf ihrer Uniform - ein DNA-Test hatte ergeben, dass sie von Strauss-Kahn stammen. Nach Einschätzung von US-Medien wird Strauss-Kahns Verteidigung im Laufe des Prozesses zu beweisen versuchen, dass es mit Einverständnis der Frau zum Sex gekommen ist.

"Die Behauptungen, dass es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt habe, sind grotesk", sagte der Anwalt der Frau, Ken Thompson, im Anschluss an die Anhörung vor Journalisten. "Sie wird selbst vor Gericht erscheinen und schildern, was Dominique Strauss-Kahn ihr angetan hat." Sie sei traumatisiert durch die Geschehnisse am 14. Mai.

Zu ihrer Unterstützung waren Dutzende Zimmermädchen per Bus zum Gericht geeilt und skandierten lautstark, als Strauss-Kahn vorbeilief: "Schäm Dich!" Wo sich die Klägerin derzeit befindet, ist unbekannt. Um sie und ihre junge Tochter vor der Öffentlichkeit zu schützen, lebt sie seit dem Vorfall an einem geheimen Ort.

Frau an seiner Seite

Das verwitwete Zimmermädchen aus dem afrikanischen Guinea war nach eigenen Angaben von Strauss-Kahn überwältigt und zum Oralsex gezwungen worden, als sie sein Hotelzimmer saubermachen wollte. Sie habe sich später befreien können, sagte sie. Strauss-Kahn wurde von der Polizei aus einem Flugzeug geholt, mit dem er gerade in sein Heimatland Frankreich abheben wollte.

Der Prozess selbst wird voraussichtlich noch vor Ende des Jahres beginnen. Strauss-Kahn bleibt bis auf weiteres unter Hausarrest. Er wohnt nur wenige Minuten vom Gericht entfernt in einem luxuriösen Stadthaus im New Yorker Trendviertel Tribeca. Vor der Tür steht ein bewaffneter Sicherheitsmann, Kameras überwachen jeden Schritt des Franzosen. Seine Frau Anne Sinclair leistet ihm Gesellschaft. Auch vor Gericht war sie an seiner Seite.

Strauss-Kahn war infolge der Vorwürfe, die Mitte Mai publik wurden, als IWF-Chef zurückgetreten. Der Fall hat international hohe Aufmerksamkeit erregt, auch weil Strauss-Kahn als aussichtsreicher Kandidat für die französischen Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr galt und damit als Herausforderer von Amtsinhaber Nicolas Sarkozy

(tno/rcv/awp/sda)