Der Discounter Aldi und BioSuisse liegen sich seit Jahren in den Haaren. Bis heute verweigert der Dachverband der Schweizer Bioproduzenten dem Detailhändler die Zertifizierung. Aldi spricht von einer Einschränkung des freien Wettbewerbs.

In einem Interview liess Aldi-Schweiz-Chef Timo Schuster seinem Ärger jüngst freien Lauf. Obwohl Aldi Produkte verkaufe, die zu hundert Prozent BioSuisse-Qualität hätten, dürfe die entsprechende Kennzeichnung – die Knospe – nicht genutzt werden, kritisierte Schuster in der «Neuen Luzerner Zeitung». «Klare Kriterien, was wir erfüllen müssen um das Label nutzen zu dürfen, haben wir bis heute nicht erhalten. Man merkt, dass man uns einfach auf die lange Bank schiebt», moniert Schuster.

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Mehr Engagement erwartet

Diesen Vorwurf will man bei BioSuisse nicht auf sich sitzen lassen. Man stehe mit den Verantwortlichen von Aldi regelmässig im Kontakt, sagt Geschäftsführer Daniel Bärtschi auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Allerdings erfülle Aldi die Bedingungen für die Distribution nach wie vor nicht.

«Wir erwarten von Aldi ein langfristiges Engagement für die Bio-Landwirtschaft ohne Vorbedingungen, beispielsweise die Unterstützung von Forschungs- oder Züchtungsprojekten», sagt Bärtschi.

Differenzierte Regelung

Die aktuelle Regelung sieht vor, dass Aldi zwar Produkte mit der Knospe von entsprechenden Lizenznehmern beziehen und verkaufen darf. Allerdings darf der Discounter die Marke bei der Produktwerbung nicht verwenden und muss stattdessen auf ein eigenes Label ausweichen. Die Regelung, die seit sieben Jahren gilt, sei konform mit den Vorgaben der Wettbewerbskommission (WEKO), sagt Bärtschi.

Keinen Einfluss auf die Vergabepolitik von BioSuisse habe die Tiefpreispolitik von Aldi. Diese sei grundsätzlich kein Problem, solange die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen fair seien. Es dürfe einfach kein dauerndes Dumping betrieben werden. Auch dürfe es bei der Qualität keine Abstriche geben.

Wachsender Markt

Bioprodukte sind in der Schweiz gefragt. Laut Zahlen von BioSuisse gibt jeder Konsument im Schnitt 280 Franken pro Jahr dafür aus. Das ist ein weltweiter Spitzenwert. Fast die Hälfte der Konsumenten kauft wöchentlich Bioprodukte ein.

Der Umsatz mit Bio-Produkten stieg 2015 um 5,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Franken und erreichte mit 7,7 Prozent den bisher höchsten Marktanteil. Getrieben wird das Wachstum vor allem von den Grossverteilern. Klarer Marktleader ist Coop mit einem Anteil von 45 Prozent. Die Migros und die übrigen Detailhändler haben den Abstand mit einem zweistelligen Umsatzwachstum jüngst aber verringert.

Verführerischer Biokuchen

Es verwundert daher wenig, dass sich auch die Discounter ein Stück vom wachsenden Biokuchen abschneiden wollen. Neben Aldi steht auch Konkurrent Lidl im Kontakt mit BioSuisse. Zu den laufenden Gesprächen halten sich aber beide Seiten bedeckt.

Lidl darf das Knospen-Logo derzeit nur auf den Markenprodukten, wie zum Beispiel der Appenzeller Bio-Milch verwenden. Der Konzern betont auf Anfrage aber, dass alle Schweizer Bio-Produzenten von Lidl nach den Richtlinien von BioSuisse zertifiziert seien.

Denner neu mit IP-Suisse

Ähnlich festgefahren ist die Lage bei den Gesprächen der beiden deutschen Discountern mit der Bauernvereinigung IP-Suisse. Auch hier wirken Aldi und Lidl seit Jahren auf eine Teilnahme hin – bisher vergeblich. Das Label mit dem Käfer orientiert sich ebenfalls an einer umweltschonenden und tiergerechten Herstellung. Im Unterschied zu Bioprodukten ist der Einsatz von Insektiziden und Fungiziden aber erlaubt.

Für Irritation bei Aldi und Lidl sorgte jüngst die Ankündigung einer strategischen Partnerschaft von IP-Suisse und dem Discounter Denner. Seit Anfang September führt die Migros-Tochter dreissig IP-Suisse-Lebensmittel im Sortiment und darf diese auch mit dem Begriff «IP-Suisse» und dem Käfer-Logo bewerben. Genau dies bleibt den ausländischen Konkurrenten Aldi und Lidl vorerst verwehrt. Wie IP-Suisse-Präsident Jürg Stalder jüngst verlauten liess, besteht zwar keine Exklusivitätsklausel mit Denner. Doch gemäss Stalder haben sich Aldi und Lidl bisher noch zu wenig überzeugend zu den Schweizer Produzenten bekannt.

(sda/ise)