Unternehmen müssen gemäss den Richtlinien der SWX Swiss Exchange seit 2002 die Lohntüten ihres Kaders offen legen. Dank dem erzwungenen Gehalts-Striptease wissen wir heute, dass Daniel Vasella in seiner Funktion als CEO und Verwaltungsratspräsident von Novartis 266-mal so viel verdient wie ein durchschnittlicher Schweizer Arbeitnehmer. Schön für ihn. Und auch gerechtfertigt, sagen Vasellas PR-Berater, immerhin habe er den Gewinn seit 1997 um 40 Prozent steigern können. Die Aktionäre von Novartis sehen «Big Dans» Besoldung jedoch ein wenig differenzierter. Denn in den letzten sechs Jahren konnte mit einer Novartis-Aktie kein Kursgewinn erzielt werden – das Papier steht heute dort, wo es schon 1997 war.

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Die BILANZ hat deshalb nachgefragt, welche Manager langfristig tatsächlich einen Mehrwert für Aktionäre schaffen. Das Analystenteam von KK Research analysierte dazu alle kotierten Schweizer Gesellschaften mit einer Börsenkapitalisierung von mehr als 2,5 Milliarden Franken. Verglichen wurden die Gesamtaufwendungen für Management und Verwaltungsrat in Relation zu den durchschnittlichen Gewinnen des Unternehmens in den letzten fünf Jahren.

Als Spitzenreiter in Sachen Entlohnung entpuppte sich der Genfer Warenkontrolleur SGS. Rund zehn Prozent des Gewinns im Jahr 2002 ging in die Taschen von Management und Verwaltungsrat. Immerhin gelang es CEO Sergio Marchionne, den Markt von seinen Macherqualitäten zu überzeugen und damit den Aktien Auftrieb zu geben. Noch interessanter für Anleger präsentiert sich das Medtech-Unternehmen Synthes-Stratec. Während der Aktienkurs um 75 Prozent kletterte, beanspruchte die Konzernleitung nur 4 Prozent des Gewinns.

Das Gegenteil stellen die Topshots des Biotech-Unternehmens Serono dar. CEO Ernesto Bertarelli und sein Team kassierten doppelt so viel wie die Führungsmannschaft von Synthes-Stratec. Dies bei einem Aktienkurs, der gerade mal um drei Prozent in drei Jahren zulegte. Noch auffälliger in der Relation sind die Vergütungen bei der Bank Bär, die sechs Prozent des durchschnittlichen Gewinns der letzten fünf Jahre an die Führungsetage ausgab. Der Aktienkurs befindet sich hingegen mit minus 18 Prozent tief im roten Bereich.

Anleger und Analysten sind ob solcher Zahlen wenig entzückt. «Schlechte Performance sollte auch tiefere Managementgehälter nach sich ziehen» moniert Sandrine Joly, Analystin bei Ethosfund. Auch Hans-Jacob Heitz von der Schutzgemeinschaft für Privatinvestoren schliesst sich der Meinung an: «Manager sollten gemäss ihrem Erfolgsausweis entlöhnt werden. Flankiert von Maximallöhnen, nachdem wir in der Vergangenheit oft genug gesehen haben, dass Manager dank ihren Optionsprogrammen horrende Summen abkassierten.» Fredmund Malik vom Management Zentrum St. Gallen bringt es auf den Punkt: «Aktien von Firmen mit exzessiv hohen Löhnen würde ich verkaufen. Ich würde aber auch keine Anteile von Unternehmen kaufen, die ihre Leute schlecht bezahlen.»

Malik würde wohl Bankaktien kaufen, denn von schlechter Bezahlung haben die Schweizer Grossbanken noch nie etwas gehört. Die UBS als absoluter Spitzenreiter in Sachen Besoldung schüttete vergangenes Jahr ganze 95 Millionen Franken (siehe «Was Chefs kassieren» links) an 22 exekutive und nicht exekutive Führungsmitglieder aus. Auch die Credit Suisse auf Rang zwei und die Swiss Re einen Platz dahinter greifen für ihre Konzernleitungsmitglieder tief in die Tasche. Dabei müsste doch gerade das neue Management der Swiss Re – nach dem 50-prozentigen Kurseinbruch – als Vorbild den Gürtel enger schnallen.

Neben den hoch bezahlten Bankern gibt es jedoch auch solche, die ihre Dienste billiger anbieten, aber deswegen nicht weniger erfolgreich sind. Beispielsweise das neue Management des Technologiekonzerns ABB. Die Abzockerfirma von einst konnte für 8,2 Millionen Franken elf fähige Verwaltungsräte und Manager engagieren, die den Dampfer aus dem Unwetter steuern.