Ein über hundert Jahre alter Markenriese gegen ein blutjunges Schoggi-Startup: So präsentierte sich Ende 2020 die Lage vor Berner Obergericht. Der Gigant Toblerone (geboren 1908, heute im Besitz des Multis Mondelez/Kraft) hatte den Schweizer Piccolo Swissone (geboren August 2020) vor den Kadi gezerrt.

Der Vorwurf: Swissone schade Toblerone aufgrund seiner Ähnlichkeit von Darreichungsform und Name. Im Fachterminus: Rufausbeutung und Verwechslungsgefahr.

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Silbenmass und Sinngehalt

Für das Obergericht des Kantons Bern resultierte daraus eine mehrdimensionale Aufgabe. Markenrecht war dabei ebenso ein Thema wie Aspekte der Lautmalerei (Aussprache der Schlusssilbe «one») sowie räumliche Geometrie (gezackte Formmarke der Schokolade). Von der Wirkung einzelner Reuleaux-Dreiecke war da die Rede und von der Komplexität der Berg-und-Tal-Zackenparade.

Behandelt wurden ferner Silbenmass, Sprachwechsel innerhalb eines Wortes, Sinngehalt und Markenklang.Langer Schoggi-Rede kurzer Sinn: Zum Schluss fiel das Ansinnen von Mondelez, dem Schweizer Startup den Verkauf seines Produktes in der aktuellen Form zu verbieten, durch.

Was Vernon Stuber, Gründer und Chef von Cocoa Luxury, der Markenmutter von Swissone, happy macht: «Das Massnahmegesuch von Mondelez wurde vollumfänglich abgewiesen. Es freut uns sehr, dass unsere lange und harte Arbeit nicht vergebens war.»

Toblerone behält sich weitere rechtliche Schritte vor

Mondelez gibt sich eher kleinlaut: «Trotz dem enttäuschenden Ausgang des Massnahmeverfahrens erkennen die Gerichte die Stärke und den guten Ruf unserer Marke Toblerone und insbesondere die Toblerone-Form an. Wir stimmen der Einschätzung des Gerichts hinsichtlich der Verwechslungsgefahr und sogenannten Rufausbeutung nicht zu.»

Ob man mit der Schoggi-Causa bis vor Bundesgericht gehen will, verrät Mondelez nicht. Nur dies: «Wir behalten uns weitere rechtliche Schritte vor.»

Swissone hat China im Visier

Beim Schoggi-Piccolo sorgt das Urteil für neuen Schwung: «Jetzt können wir Vollgas geben, ohne dass uns ein Multi den Marktauftritt verbieten kann», sagt Stuber. Man sei mit Swissone «kurz vor dem Abschluss, in den fünfzig grössten Valora-Kiosken gelistet zu werden.» Und das Newcomer-Produkt werde, «so uns das Virus keinen Streich spielt, ab Ende Januar in allen Globus-Filialen drin sein».

Damit nicht genug. Aktuell entwickle man neue saisonale Geschmacksrichtungen für Swissone und prüfe erste ausländische Anfragen, so Stuber. «Am vielversprechendsten klingt ein Projekt in China; das ist derzeit bei uns in Bearbeitung.»