Keine Branche hat im vergangenen Jahr an der Börse derart schlecht abgeschnitten wie die Telekombranche. Im Jahr des weltweiten Börsenaufbruchs bewegten sich die Titel kaum von der Stelle. Die im Verhältnis zu anderen Titeln tief gebliebenen Preise laden dennoch nicht zwingend zu Käufen ein: «Trotz dem enttäuschenden Kursverlauf sind Telekomaktien insgesamt nicht unterbewertet», sagt Serge Rotzer, Analyst dieses Bereichs bei der Zürcher Kantonalbank. «In der Telekombranche wird man kaum Wachstum sehen, nur noch Konsolidierungsbewegungen.»

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Mit dieser Ansicht steht Rotzer nicht allein da: «Die Erwartungen sind nicht berauschend», sagt auch Jeffrey Hochegger, Analyst bei der Bank Sarasin. Doch einen Trost für Telekomanleger hat er bereit: «Auf Grund der attraktiven Dividendenrendite sind wir nicht ausgesprochen negativ eingestellt gegenüber diesem Sektor.» Der im letzten Jahr relativ flache Kursverlauf des Branchenindex weist darauf hin, dass auch die Erwartungen der Anleger zwar nicht besonders optimistisch, aber auch nicht allzu pessimistisch sind. Zur Absicherung nach unten kann sich also ein Mix von Telekomaktien durchaus eignen. Während diese im vergangenen Börsenhype noch exemplarisch für so genannte Wachstumstitel waren, zählen sie heute zu den defensiven Werten: Wie die Nahrungsmittelumsätze von Nestlé bleiben die Umsätze auch hier von Schwankungen der Gesamtwirtschaft relativ unbeeindruckt.

Oberflächlich betrachtet könnte die zurückhaltende Einschätzung zu diesem Sektor erstaunen. Die Unternehmen der Branche haben ihre während des Hypes angehäuften Schulden weitgehend abgebaut; sie verdienen besonders im Mobilfunkbereich noch immer gutes Geld, und zu guter Letzt macht die Kommunikationstechnologie riesige Fortschritte. Doch das alles verheisst keine goldene Zukunft: Neue Anbieter strömen auf den Markt, etwa aus dem Kabelnetzbereich (wie hierzulande die Cablecom), die Konkurrenz wird unter den Alteingesessenen zusehends schärfer, und die Preise fallen.

Die neuen Technologien sind für die Telekomunternehmen schliesslich mindestens ebenso sehr ein Risiko wie eine Chance. Die Kosten sind hoch, und niemand weiss, welche Errungenschaften sich wann rechnen. Infolge des technologischen Fortschritts veralten sie zudem rasch. Und was die Kunden zu welchem Zeitpunkt wollen, bleibt weitgehend im Dunkeln. Und so verbrennt sich die Branche mit Fehlinvestitionen – am schlimmsten bei den Milliarden für die UMTS-Lizenzen – immer wieder die Finger.