Die Chefs der grossen Schweizer Konzerne haben letztes Jahr tendenziell tiefere Lohn- und Bonuszahlungen als noch 2021 erhalten. Insbesondere die Chefs von Novartis und SGS bekamen deutlich weniger.

Das schlechte Börsenjahr 2022 hinterlässt auch bei den Chef-Löhnen der grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz seine Spuren. Der Hauptgrund: Die gesunkenen Börsenkurse haben den Wert der Aktienpakete, welche die obersten Chefs als Bonus erhalten, gedrückt. Und damit fielen auch die in den Geschäftsberichten ausgewiesenen Entschädigungen tiefer aus als noch im Jahr davor.

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Konkret waren mehr als zwei Drittel der Saläre für die obersten Chefs der im Swiss Leader Index (SLI) vertretenen Firmen tiefer als 2021. Dies zeigt eine Analyse der Nachrichtenagentur AWP. Ausgewertet wurden dazu die Lohn- und Bonuszahlungen jener 26 SLI-Firmen, die ihren Geschäftsbericht 2022 bereits veröffentlicht haben.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren zeigt sich erstmals ein Rückgang der Cheflöhne. 2021 war bei zwei von drei Firmenlenker das Salär noch gestiegen.

Deutlich tieferes Salär für Narashimhan

Am Deutlichsten fiel der Lohnrückgang beim CEO des Pharmagiganten Novartis aus. Vasant Narasimhan erhielt 2022 total rund 8,5 Millionen Franken, was über 2,7 Millionen Franken weniger ist als noch 2021. Dies ist die tiefste Entlöhnung für Narasimhan seit seinem Amtsantritt im Jahr 2018.

Hauptgrund für die Reduktion sind die deutlich tieferen langfristigen Boni, die der Novartis-Chef basierend auf dem Geschäftsgang in den Jahren 2020 bis 2022 bekommen hat. Narasimhan erhielt 2022 Aktien im Wert von 3,3 Millionen zugesprochen. 2021 kassierte er fast doppelt so viel Boni für die Jahre 2019 bis 2021 und profitiere dabei laut Novartis-Geschäftsbericht hauptsächlich von dem deutlichen Umsatzwachstum wegen der Corona-Pandemie.

Eine klare Lohnreduktion hinnehmen musste auch Frankie Ng, der Chef des Warenprüfkonzerns SGS. Sein Salär fiel 2,5 Millionen Franken tiefer aus und betrug alles inklusive noch rund 4,7 Millionen Franken. Auch für den Chef des Rückversicherungskonzerns Christian Mumenthaler, der Lohn und Bonus in Höhe von 6,2 Millionen Franken erhielt, gab es rund eine Million weniger als 2021.

Schwan bleibt Bestverdiener

Wie schon in den vorhergegangenen Jahren erhielt auch 2022 Roche-Konzernchef Severin Schwan mit 15 Millionen Franken das höchste Salär. Diese Vergütung besteht allerdings zu einem grossen Teil aus Aktien, Genussscheinen und Optionen, die mit Sperrfristen von bis zu zehn Jahren versehen sind. Im Sinne der besseren Vergleichbarkeit mit den Chefsalären anderen Unternehmen wurden diese Wertpapiere, obwohl von Roche anders ausgewiesen, für diese Auswertung mit dem Marktwert per Ende 2022 berücksichtigt.

Nichts von einer Krise zu spüren ist in der Chefetage der UBS: CEO Ralph Hamers kassierte 2022 über 12,6 Millionen Franken, das sind rund 1,2 Millionen Franken mehr als im Vorjahr. Damit liegt der UBS-Chef auf dem zweiten Rang der bestverdienenden CEOs in der Schweiz, noch vor Mark Schneider von Nestlé, der eine Gesamtentschädigung von 10,3 Millionen Franken erhalten hat.

Die grösste Lohnerhöhung gab es für Partners-Group-CEO David Layton. Er konnte sein Salär um rund 1,3 Millionen steigern und bekam 2022 über 9 Millionen Franken Lohn und Boni.

Zusätzliche Einnahmen dank Dividenden

Viele Firmenbosse können sich zusätzlich zu Lohn und Boni aber auch über stattliche Erträge von Dividenden freuen, die sie auf den Aktien erhielten, die ihnen in Vergangenheit zugesprochen worden waren. Zurich-Chef Mario Greco kassierte beispielsweise neben seinem 9,4-Millionen-Franken-Salär weitere rund 2,5 Millionen Franken an Dividenden. Bei Roche-CEO Severin Schwan beliefen sich die Dividenden auf seinen Roche-Anteilscheinen auf 2 Millionen Franken, bei Nestlé-Boss Mark Schneider kamen über 1,4 Millionen Franken Dividenden dazu.

Von den 30 SLI-Unternehmen haben AMS, Richemont, Logitech und Sonova ihre Vergütungsberichte fürs vergangene Jahr noch nicht veröffentlicht.

(awp/gku)