Zugegeben, es hat etwas Befremdliches, wenn ein amerikanischer Präsident vor versammelter Weltpresse damit prahlt, dass er bei einem Medikament eine Preissenkung von 654 Prozent – wie auch immer das gehen soll – rausgeholt habe, wie das Donald Trump dieser Tage bei der Verkündigung des Abkommens mit Astrazeneca getan hat. Doch es geht hier nicht um Stilnoten, sondern um das, was er mit dem britischen Konzern und zuvor mit Pfizer erreicht hat. Und da könnte es gut sein, dass Trump mit den Agreements mit der Pharmaindustrie – in den nächsten Wochen werden wohl weitere kommen – das schafft, was demokratische Regierungen zuvor jahrelang vergeblich versucht haben: die Medikamentenkosten für die Amerikaner zu senken und die Europäer stärker in die Pflicht zu nehmen.

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Klar, die Plattform, die künftig Medikamente zu Tiefstpreisen anbietet, richtet sich nur an Selbstzahler, das Publikum ist also beschränkt. Zudem sieht es ganz danach aus, als würde es der Industrie gelingen, ihre besten Pferdchen im Portfolio von der Rabattschlacht zu verschonen. Fakt aber bleibt: TrumpRx.gov ist ein Meilenstein für den Direktvertrieb und damit ein wichtiger Baustein beim Plan, den bei den Amerikanern, der US-Regierung und der Pharmaindustrie gleichermassen ungeliebten sogenannten Mittelsmännern das Leben schwer zu machen. Es geht um einige wenige, riesige Firmen, die im amerikanischen Gesundheitswesen eine Schlüsselrolle spielen, indem sie etwa Versicherungspläne anbieten, und die bei den Medikamenten kräftig mitverdienen, ohne dafür einen Mehrwert zu bieten. Sollte es gelingen, die Pharma Benefit Manager (PBM), wie sie heissen, aus dem Medikamentenvertrieb zu kippen, so wären die Amerikaner ihr Problem mit den hohen Medikamentenpreisen auf einen Schlag los. Man geht davon aus, dass die Margen der PBM denen der Pharmaindustrie entsprechen.

Noch aber ist es nicht so weit. Vorerst werden sich vor allem die Europäer warm anziehen müssen. Wenn die Pharmafirmen ihre US-Preise in den OECD-Ländern nicht mehr unterbieten dürfen, wie das im Abkommen mit Pfizer steht, dann wird das dazu führen, dass sie den Druck in Europa erhöhen werden. Europa hat die Wahl, sich entweder auf die Kosten zu kaprizieren – um den Preis, dass noch mehr Medikamente in Europa gar nicht auf den Markt kommen – oder sich auf seine viel beschworenen Werte zu besinnen und seinen Bürgern wieder das zu bieten, was sie verdienen: die beste medizinische Versorgung, wenn sie krank sind.