Operativ ist die Bank genesen, mit der Annahme des Staatsvertrages ist auch der Rechtsstreit mit den USA de facto beendet. Und dass die Parlamentarier Weitsicht bewiesen und auf eine Untersuchungskommission verzichten, entlässt die Bank aus dem Berner Politschacher. Die Bilanz: 30 Milliarden Franken Verlust, ein zerschossenes Bankgeheimnis – und Aktionäre, die mehr als 100 Milliarden verloren.

Doch das reicht vielen nicht. Die Verantwortlichen müssen vor Gericht kommen, lautet eine Forderung, nicht nur aus dem linken Lager. Überzeugend ist sie nicht. Miserables Management ist nicht strafbar. Anders als die Swissair ist die UBS nicht in Konkurs gegangen. Und wenn selbst der Swissair-Prozess mit Freisprüchen endete – wie sollte dann ein UBS-Prozess zu Verurteilungen führen? Andere wirtschaftsliberale Länder haben das längst eingesehen: Die Ex-Chefs von Royal Bank of Scotland, Citigroup oder Merrill Lynch, die teilweise höhere Verluste verursachten, sehen sich weder in England noch in den USA mit Prozessforderungen konfrontiert. Inkompetenz wird in der Wirtschaft nicht durch Gerichte, sondern durch Verlust von Geld und Ansehen bestraft – und davon haben die Ex-UBS-Chefs die Höchstdosis bekommen.

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Gewiss, als lokale Spezialität hat die UBS noch die Verfehlungen im US-Vermögensverwaltungsgeschäft zu bieten. Sie ist hier zweifellos am aggressivsten vorgegangen, und dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber natürlich haben die Amerikaner an der grössten Schweizer Bank ein Exempel statuiert, denn jeder Bankier weiss, dass es sich hier um eine weit verbreitete Schweizer Praxis handelte. Das belegen die Zahlen: Bisher haben sich 16  500 Amerikaner selbst angezeigt, aber nur etwa 4000 kommen von der UBS.

Zudem sollte bei aller Aufregung nicht vergessen werden: Der Steuerzahler hat bisher einen Gewinn erzielt. Die bei der Nationalbank eingelagerten UBS-Papiere entwickeln sich ansehnlich, und der Verkauf der Bundesbeteiligung brachte 1,2 Milliarden Franken. Die Schweiz steht heute exzellent da. Teil dieses Erfolgs ist auch, zwei gesunde Banken mit Weltgeltung zu haben. Die Selbstreinigung hat stattgefunden, mehr wäre Selbstzerfleischung. Es ist Zeit, nach vorn zu schauen.

Dirk Schütz
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