Jahrelang forderten amerikanische Justizexperten in internationalen Gremien ein schärferes Vorgehen gegen Geldwäscherei – im Ausland. Besonders gerne nahmen sie die Schweizer aufs Korn. So wetterten US-Beamte gegen die Laisser-faire-Haltung kleinerer Länder bei der Kontrolle von Internetcasinos. Bei der Suche nach den Betreibern aber stossen Ermittler stets auf Täter in Miami oder auf Briefkastenfirmen im US-Staat Delaware, wo man in zehn Minuten eine anonyme Aktiengesellschaft gründen kann.
Doch in den USA schien es kaum Geldwäscherei zu geben. Bis Staatsanwälte in Miami im Frühsommer den grössten Fall der US-Geschichte bekanntgaben: Die Wachovia Bank, heute eine Einheit von Wells Fargo, musste Bussen von 160 Millionen Dollar berappen, nachdem sie eingestanden hatte, nichts gegen Geldwäscher vorgekehrt zu haben. Wachovia hatte den mexikanischen Drogenkartellen jahrelang beim Geldwaschen geholfen. Zwischen 2004 und 2007 schleuste die Bank 378 Milliarden Dollar über mexikanische Wechselstuben – und die nutzen häufig die Kartelle. Wachovia finanzierte den Drogenbossen sogar vier Flugzeuge, die total 22 Tonnen Kokain schmuggelten. Das Geld für drei weitere Drogenjets kam von der Bank of America in Oklahoma City.