Nach ersten Gesprächen zwischen Valora und der oppositionellen Aktionärsgruppe um Adriano Agosti herrscht nun trügerische Ruhe. Doch der nächste Sturm ist bereits im Anzug. Nicht nur hält die Gruppe ihre Forderung nach einer ausserordentlichen Generalversammlung aufrecht. Wie Recherchen der BILANZ ergeben haben, hat Agosti auch längst handfeste Pläne, wohin er den grössten Kioskbetreiber der Schweiz lenken möchte. Offenbar ist bereits eine Art Schattenkabinett gebildet, um die gesamte Führungsriege vom Verwaltungsrat bis zur Konzernleitung von Valora auszuwechseln. Zudem soll der Gruppe ein Schulterschluss mit der Westschweizer Konkurrentin Naville vorschweben. Agosti war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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Naville gehört zum französischen Lagardère-Konzern. Dieser hat schon im Herbst 2006 Interesse an Valora gezeigt und wollte 330 Franken pro Aktie zahlen. Obwohl Valora damals mit einer Mitteilung entsprechende Gespräche bestätigte, will VR-Präsident Fritz Ammann heute davon nichts mehr wissen. «Es ging lediglich um die Übernahme einiger Standorte im Ausland», sagte er jüngst vor den Medien. Schon vor einem Jahr zeigte man den Franzosen die kalte Schulter, als der Valora-Verwaltungsrat ein Angebot unter 400 Franken als zu tief erachtete.

Agosti soll nun aber keine Übernahme anstreben, sondern einen Zusammenschluss von Naville mit Valora vorschlagen, bei dem Lagardère im Gegenzug eine substanzielle Beteiligung an Valora erhalten würde. Im Verlagswesen stossen diese Pläne auf Zustimmung. Schon länger schwelt dort Unzufriedenheit über die träge Vertriebsstruktur bei Valora, die auch Konzernchef Peter Wüst offen einräumen muss: Erst mit der Einführung des neuen Kassen- und Informatiksystems werde nicht nur der Warenverkauf, sondern auch der Bestand in den einzelnen Betrieben und auf Produktebene erfasst.

Selbst mit einem neuen Kiosk- und einem neuen Informatikchef wäre dies laut Insidern frühestens 2009 möglich. Mit Naville, so die Hoffnungen, liesse sich die Logistik verstärken und die Rentabilität steigern. Direktor Jean-Marie Lebec winkt vorerst ab. Seit der Absage aus Bern vor einem Jahr habe man sich strategisch anders ausgerichtet.

Aber auch ohne eine solche Kooperation wird der Druck der Aktionärsgruppe die operativen Fortschritte bei Valora beschleunigen. Dies wird den Aktienkurs ebenso unterstützen wie die in Aussicht stehende Ausschüttung aus dem Verkaufserlös der Snack-Produktion – womit sich Agostis Engagement auf jeden Fall lohnen wird. RY