Ein Rückschlag für Viktor Vekselberg. Er, Aushängeschild und Stiftungspräsident des russischen Silicon-Valley-Pendent Skolkovo, verliert einen Vertrauten. Sein Name: Arkady Dvorkovich, Präsident des Forschungszentrums Skolkovo. Ende März trat er per sofort zurück. Kaum freiwillig, denn der Vekselberg-Mann hatte zuvor Klartext zum Ukraine-Krieg gesprochen.

Als Präsident der Internationalen Schachföderation, dem Dachverband der Schachwelt, gab er dem US-Magazin «Mother Jones» seine Sicht der Dinge weiter. «Ein Krieg ist das Schlimmste, was man sich nur vorstellen kann, auch dieser Krieg.» Und weiter meinte er, seine Gedanken seien bei den ukrainischen Zivilisten.

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Eine Aussage, die in Russland, wo nur von einer «Spezialoperation» geredet werden darf, unweigerlich Sanktionen nach sich zieht. Diese liessen nicht lange auf sich warten: Es dauerte nur Tage, da trat der 49-jährige Dvorkovich von seinem Skolkovo-Präsidium zurück, nach vier Amtsjahren. Zuvor war er von Rechtsparteien als «Verräter» und «Feind Russlands» tituliert worden.

Arkady Dvorkovich bezog Position gegen den Ukraine-Krieg

Mit seinem Präsidium beim Internationalen Schachverband Fide mit Sitz in Lausanne war Dvorkovich zwischen die Fronten geraten. Die Ethik-Kommission des Fide hat den russischen Spitzenschachspieler Sergey Karjakin kürzlich für ein halbes Jahr gesperrt, weil er die russische Invasion mit Inbrunst verteidigt und die Ukrainer beschuldigt, sie würden einen Genozid unter der russischstämmigen Bevölkerung verüben. Auf Twitter verkündete der Schachspieler nach dem russischen Angriff: «Ich wünsche unserer tapferen Armee eine möglichst rasche Lösung.»

Darauf wurde er vom Weltverband gesperrt, worauf der nationale russische Schachverband bei Fide-Präsident Dvorkovich intervenierte und eine Aufhebung des Banns verlangte. Auch den Entzug der Schacholympiade in Moskau - sie war im Juli und August geplant - , den Fide nach dem Einmarsch der Russen dekretierte, sollte aufgehoben werden. Stattdessen sprach sich der Schachpräsident im US-Magazin gegen die Kriege dieser Welt aus – auch gegen jenen in der Ukraine.

Mittlerweile haben das MIT und die Cambridge University ihre Programme mit dem Skolkovo Institute gestoppt. Ein grosser Verlust, auch jener von Dvorkovich. Der Vekselberg-Vertraute ist ein international versierter Ökonom, hat in Moskau und an der Duke University in Durham, North Carolina, studiert, war Vizepremier der Russischen Föderation, Wirtschaftsberater von Dmitri Medwedew und Berater der Russischen Nationalbank. Aktuell sitzt er im Verwaltungsrat der Rosselkhozbank (Russian Agriculture Bank) in Moskau. Wie lange noch?