Patrick Pruniaux, Chef von Ulysse Nardin und Girard-Perregaux, arbeitet offenbar an einem Management-Buy-Out der beiden Uhrenhersteller, die zum französischen Luxusgüterkonzern Kering gehören, berichtet Miss Tweed, ein Online-Portal für die Luxusindustrie. Der Zeitpunkt wäre günstig für Pruniaux, da der Verkauf von Luxusuhren nach der Pandemie wieder anzieht.

«Die Dinge sehen gut aus», sagte eine Person, die direkt in die Gespräche involviert ist dem Blog. Allerdings ist der Deal kompliziert und noch nicht abgeschlossen. Pruniaux und Mitglieder seines Führungsteams verhandeln mit Banken und potenziellen Investoren, um mindestens ein Drittel des Eigenkapitals als Gegenleistung für die Sanierung des Unternehmens zu erhalten, sagten mehrere Personen mit Kenntnis der Gespräche. Aber es ist möglich, dass Pruniaux und sein Team am Ende nur zwischen 5 und 10 Prozent besitzen, sagten sie.

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Ein Knackpunkt sei die Bewertung, die Investoren und Kering der profitlosen Uhrensparte des Konzerns geben, heisst es weiter. Es werde davon ausgegangen, dass Kering als Teil der Transaktion bereit wäre, seine Uhreneinheit mit einer Bargeldspritze von etwa 40 bis 50 Millionen Euro zu rekapitalisieren, sagten mehrere Quellen mit Kenntnis der Gespräche aus erster Hand.

Potenzielle Investoren würden zusammen mit einer Bank weitere 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Zwei Quellen sagten dem Blog, dass HSBC in Genf an der Organisation der Finanzierung beteiligt sei. Zu den interessierten Bietern gehören offenbar Family Offices und vermögende Privatpersonen. Weder HSBC noch Kering oder Pruniaux antworteten auf Anfragen des Blogs nach einem Kommentar.

Fallbeispiele für die Zerstörung einer Uhrenmarke

Im Mai berichtete Miss Tweed, dass Kering diskret den Appetit von Investoren für seine Uhrenmarken testete, nachdem es mehrere potenzielle Käufer angesprochen hatte, darunter den Schweizer Luxuskonzern Richemont und einen privaten italienischen Investor. Beide sprangen ab.

Eine Möglichkeit, den Deal zu strukturieren, wäre, dass Pruniaux einen Teil der von Kering bereitgestellten Mittel zurückzahlt, je nach Performance des Unternehmen. Auf diese Weise wäre Kering in der Lage, einen Teil des Gewinns zu ernten, falls es mit den Firmen wieder aufwärts gehen würde. Bereits im Oktober hatte der Blog kritisiert, dass die beiden Uhrenhersteller zu Fallbeispielen für die Zerstörung einer Uhrenmarke geworden seien.

Letztes Jahr machten Ulysse Nardin und Girard-Perregaux zusammen einen Verlust von etwa 60 Millionen Euro, was in etwa dem Umsatz entspricht, den die beiden Marken erwirtschafteten, so mehrere Quellen aus der Branche. Für dieses Jahr werde erwartet, dass sich die kombinierten Verluste auf etwa 40 bis 45 Millionen Euro reduzieren, bei einem geschätzten Umsatz von etwa 80 Millionen Euro.

Firmenwert seit Jahren abgeschrieben

Auf Kering hätte der Buy-Out von Pruniaux keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen. Die Gruppe hat den Firmenwert von Ulysse Nardin und Girard-Perregaux bereits seit mehreren Jahren abgeschrieben. Kering erwarb Ulysse Nardin im Jahr 2014 auf dem Höhepunkt des Marktes für fast 800 Millionen Euro.

Die beiden verlustbringenden Uhrenmarken sind Kering schon seit Jahren ein Dorn im Auge. François Pinault, Architekt von Kerings Diversifizierung in den Luxusbereich vor mehr als 20 Jahren und Vater von CEO François-Henri Pinault, sind frustriert über die schlechte Performance der Uhrenmarken des Konzerns. Vater Pinault habe seinen Sohn unter Druck gesetzt, diese loszuwerden, sagten mehrere dem Konzern nahestehende Quellen.

(gku)