Auch in diesem Jahr brillieren die US-Techkonzerne Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Google an der Wall Street. Lohnt es sich als Anlegerin, auf diese Einzeltitel zu setzen?
Momentan ist die Aufwärtsbewegung der grossen Technologieaktien leicht ins Stocken geraten, da sich das Investoreninteresse auf die «billigen» Value Aktien konzentriert.

Eine Kurskonsolidierung im Techsektor ist jedoch sehr gesund, da die Gewinne zwar stark zugelegt haben, mit den Aktienkursavancen jedoch nicht Schritt halten konnten.

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Der Megatrend Digitalisierung erhält durch die Corona-Krise allerdings einen weiteren Schub. Allfällige Korrekturen bei erstklassigen Unternehmen im Technologiesektor sollten deshalb konsequent zur Aufstockung der Positionen genutzt werden.

MarioGenialeCICBoerseninterview

Mario Geniale ist als Chief Investment Officer verantwortlich für die Anlagepolitik der Bank CIC. Der diplomierte Vermögensverwalter und Finanzexperte verfügt über langjährige Erfahrung im Portfolio Management und Advisory.

Quelle: Pablo Wunsch Blanco

2021 rückt näher. Sehen Sie drei Schweizer Aktien, die zulegen dürften – und gibt es drei Titel, vor denen Sie abraten?
Partners Group dürfte weiterhin vom Anlagenotstand und einer Verbesserung der Marktstimmung profitieren. Aufgrund der gegenwärtigen Sektorrotation von «Corona-Gewinnern» zu «Corona-Verlierern» können sich sehr interessante Einstiegsmöglichkeiten in erstklassige, bisher allerdings äusserst sportlich bewertete Aktien wie beispielsweise Lonza ergeben.

Ein globaler Wirtschaftsaufschwung dürfte bei den zyklischen Aktien Swatch zu einem kräftigen Kursanstieg führen. Von Bankaktien raten wir generell ab, da die Probleme (Negativzinsen, sinkende Margen etc.) weiterhin anhalten dürften.

Negativ gestimmt sind wir zudem gegenüber Swiss Re, weil die Dividende erneut zulasten der Substanz bezahlt wird, und Givaudan, deren Aktien mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV 2021 von 36 im Vergleich zum Wachstumspotenzial massiv überbewertet sind.

«Ein globaler Wirtschaftsaufschwung dürfte bei Swatch zu einem kräftigen Kursanstieg führen.»

Die britische Börse hat in diesem Jahr verglichen mit anderen Handelsplätzen schlecht abgeschnitten. Was halten Sie von dem Markt – und sehen Sie Titel, die Sie empfehlen können?
Der Mix aus Verhandlungen mit der EU und dem gewöhnungsbedürftigen Regierungsstil Boris Johnsons mahnt zur Geduld.

Ein Investment in Grossbritannien ist eine Wette auf ein rasches Anziehen der Weltwirtschaft. Die Sektorübergewichte Finanz, Energie und Rohstoffe könnten jedoch bei erneut steigenden Infektionszahlen oder bei Schwierigkeiten im Umgang mit der Corona-Krise unter Abgabedruck stehen.

Die Erfolge bei der Entwicklung von Covid-19-Impfungen stimmen zuversichtlich. Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, in die von der Krise am stärksten gebeutelten Branchen einzusteigen – etwa bei Airline-Aktien?
Airline-Aktien bieten teilweise unter Tradingaspekten durchaus interessante Möglichkeiten. Fundamental dürfte es jedoch noch einige Zeit äusserst schwierig bleiben.

Die internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA erwartet beispielsweise, dass der Flugverkehr erst 2024 das Niveau von 2019 wieder erreicht. Andere Tourismusbereiche (Flughafen, Detailhandel, Hotellerie) könnten sich allerdings deutlich schneller erholen. Gut positionierte Unternehmen dürften gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

«Ein Investment in Grossbritannien ist eine Wette auf ein rasches Anziehen der Weltwirtschaft.»

Werfen wir den Blick auf das allgemeine Geschehen an den Börsen: Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Märkte?
Die Aktienmärkte sind bereit, in die Zukunft zu blicken. Die Anleger lassen sich nicht mehr von Hiobsbotschaften der Corona-Krise anstecken, denn solange Fortschritte im Bewältigungsmanagement sichtbar sind, greifen sie zu zyklischen Titeln und unterstreichen Zuversicht.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Im kurzen Zeitfenster über die nächsten 2-3 Monate sollte die Sektorrotation weiter voranschreiten, welche die Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé unter Abgabedruck bringt. Da im Weihnachtsgeschäft Zykliker wie Lindt, CFR (Richemont) und Swatch eine geringere Gewichtung haben, neigen wir zu der Ansicht, eher Seitwärtsmärkte vorzufinden.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Die Schweizer Börse vereint 2 Vorteile: Ankerstabilität durch die drei defensiven Titel (Roche, Novartis, Nestlé) und ein beträchtliches Know how in der zweiten und dritten Reihe (Sika, Lonza, Sonova, Tecan).

Dass die Produkte dieser Unternehmen bei steigendem Schweizer Franken weiterhin gefragt sind, zeugt von inhärenter Resilienz. Wir sind positiv gestimmt und gehen von einer 10 Prozent Kursverteuerung im SMI über die nächsten 12 Monate aus.

Das Interview wurde schriftlich geführt.